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Zankapfel: Tierrettung und Feuerwehr sind sich nicht ganz einig, wer Tiere wie diese Katze (Archivbild) reanimieren darf.

© dpa

Update

Berlin-Moabit: Privatunternehmer attackiert Feuerwehr: Katzenjammer nach Tierrettung

Die Tierrettung Berlin-Brandenburg macht der Feuerwehr Vorwürfe: Sie reiße spektakuläre Fälle wie die jüngste Katzenrettung an sich, obwohl sie nicht dafür ausgebildet sei. Die Feuerwehr sagt, das sei Unsinn.

In der Nacht zum Montag hat die Feuerwehr nach einem Brand in Moabit eine Katze wiederbelebt. Ein Anwohnerin hatte die Löschkräfte gerufen, als sie am Montagabend Rauch aus einem Fenster in der Huttenstraße aufsteigen sah. Die Feuerwehrmänner verschafften sich Zugang zur qualmenden Wohnung und fanden mehrere Haustiere, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Menschen waren keine in den Räumen.

Eine Katze war durch eine Rauchvergiftung schon leblos, doch die Feuerwehr konnte sie mit einem Sauerstoffgerät beatmen und wiederbeleben. Die anderen beiden Tiere kamen unverletzt davon. Die Feuerwehrmänner löschten das Feuer schnell, konnten aber nicht verhindern, dass in der Wohnung ein kleinerer Sachschaden entstand. Die Brandursache wird ermittelt.

Tierretter sagt, er hätte noch besser helfen können

Die Tierrettung Berlin-Brandenburg ist über diesen Einsatz gar nicht erfreut. "Sind die bescheuert? Die haben doch mit so etwas überhaupt keine Erfahrung. Das weiß ich, ich war ja ja selber mal bei der Feuerwehr", schimpfte Geschäftsführer und Rettungsassistent Ronald Rackow am Dienstag. Die Maßnahme, das Tier mit einem Sauerstoffgerät zu beatmen sei ja in Ordnung, aber daneben benötige es nach einer Rauchvergiftung eben auch noch Medikamente.

Auch eine speziell auf Katzen angelegte Herzdruckmassage mit Mund-zu-Nase-Beatmung oder Wiederbelebung mit Elektroschock sei möglich. "Wir sind dafür ausgebildet, wir haben extra einen Tierarzt in Bereitschaft und einen Defibrillator für Tiere im Notarztwagen", berichtet Rackow.

Der Tierretter unterstellt der Feuerwehr deshalb eigensinnige Motive: "Wenn sie was Spektakuläres finden, das dann auch in der Zeitung steht, dann machen sie was. Wenn ein Frosch oder ein Schwan mit einem Angelhaken auf dem See liegt, dann rufen sie uns - obwohl sie wissen, dass wir nicht einmal ein Schlauchboot haben. Das ist eine Sauerei!" So sei es kein Wunder, dass die Feuerwehr immer wieder den Jahrestierschutzpreis abräume. "An uns denkt dann kein Schwein, obwohl wir die ganzen kleinen Sachen machen", klagt Rackow.

Feuerwehr bleibt gelassen

Die Feuerwehr reagierte gelassen auf die Vorwürfe. "Wenn ein Lebewesen reanimiert werden muss, dann machen wir das sofort und warten nicht zwei Stunden auf die Tierrettung. Sonst hätten wir die Katze wahrscheinlich steif übergeben müssen", sagte eine Sprecherin. Überhaupt sei man nicht auf Ruhm aus. "Wir hätten da kein großes Ding draus gemacht, aber wir können ja nichts machen, wenn uns die Presse dauernd anruft", ergänzte die Sprecherin.

Ein anderer Feuerwehrsprecher hat eine Erklärung für den Zorn des Tierretters: "Das ist ein gewerbliches Unternehmen, die haben keinen öffentlichen Auftrag. Die wollen Aufträge und Geld verdienen." Die Tierrettung fährt täglich zwischen drei und fünf Einsatzen, Reanimationen oder Reanimationsversuche leistet der Dienst nach Angaben ihres Chefs etwa zwei bis drei Mal in der Woche. Über eine Hotline ist sie 24 Stunden am Tag erreichbar.

Die Feuerwehr sieht es hingegen nicht als ihren primären Auftrag an, Tiere zu retten oder gar wiederzubeleben. "Wir wurden auch diese Nacht zu einem Feuer gerufen, nicht zu einer Katzenrettung. Wenn es um Leben und Tod geht, helfen wir aber", stellte der Sprecher klar. Es liege keine Statistik vor, wie viele Tiere die Brandbekämpfer bei ihren Einsätzen retten. "Aber das ist schon sehr außeralltäglich", meinte der Sprecher. Man müsse sich keine Sorgen machen, dass sich die Feuerwehr nur mit Tieren beschäftige und andere Pflichten vernachlässige.

Nach Auskunft von Rackow hätte ein Einsatz wie zuletzt in der Huttenstraße rund 200 Euro gekostet, inklusive Anfahrt mit dem Rettungswagen und einem Tierarzt, den Medikamenten und dem Transport in eine Klinik (Gratis-Rufnummer: 0800 / 112 11 33). Auf Anfrage hieß es bei der Berliner Feuerwehr, dass in dem Fall der Tierbesitzer nicht finanziell belangt werde, da der Alarm wegen Feuers und Brandbekämpfung einging und die Beamten das Tier spontan gerettet hätten. Ruft aber jemand an wegen "Tier in Not", dann erhebe die Feuerwehr Gebühren.

Rackow muss Bären-Logo entfernen

Doch nicht nur die Feuerwehr zog den Zorn Rackows auf sich: Der engagierte Tierretter griff auch andere Behörden an. So sichere die Polizei ihm beispielsweise immer wieder zu, er dürfe zu Unfällen mit Tierbeteiligung mit Blaulicht herbeifahren. Doch dann bekomme er wegen illegalen Benutzens eines Warnlichts im Nachhinein immer wieder Strafzettel: "13 Punkte nach dem altem System habe ich deshalb schon!" Buckow musste auch den Berliner Bären von seinem Einsatzwagen - einem ehemaligen Feuerwehrauto - kratzen.

"Ein Sesselfurzer hat mir deshalb ein Bußgeld aufgebrummt", schimpft er weiter. Es dürfe nicht so wirken, als ob hier ein offizielles Auto der Berliner Behörden unterwegs sei. T-Shirts mit demselben Bären-Logo dürfen nicht mehr beim Einsatz getragen werden.

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