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Berliner Bombenleger

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Berliner Bombenleger: Peter John plante Tat langfristig

John gibt angeblich seine Tat zu. Er wollte den Vater von Charlyn mit der Briefkasten-Bombe treffen und bedauert, dass es seine Nichte getroffen hat. Hintergrund soll ein langjähriger Familienstreit sein.

Der am Samstag in Berlin gefasste mutmaßliche Bombenleger Peter John hatte seine Tat vermutlich langfristig vorbereitet. Es spreche einiges dafür, sagte Staatsanwalt Jörg Wetzel am Sonntag auf einer Pressekonferenz im Berliner Polizeipräsidium. Gegen den 32-Jährigen, den die Polizei in einer der umfangreichsten Fahndungen in Berlin der letzten Jahre elf Tage lang suchte, wurde Haftbefehl erlassen. Er soll für einen Sprengstoffanschlag im Stadtteil Rudow verantwortlich sein, bei dem seine zwölfjährige Nichte Charlyn lebensgefährlich verletzt wurde. Seitdem hatte er sich nach bisherigen Erkenntnissen in einer Hütte im Unterholz im Osten Berlins versteckt. John wurde am Samstag am Berliner Ostbahnhof festgenommen.

Dem Tatverdächtigen, der mit der Familie des Mädchens verschwägert ist, werden versuchter zweifacher Mord und die Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Darauf stehe lebenslänglich. Außerdem wird am Sonntag noch ein mutmaßlicher Komplize Johns vernommen. Bei dem 20-Jährigen aus dem privaten Umfeld Johns wurden Utensilien gefunden, die gegebenenfalls für den Bau von Sprengsätzen hätten genutzt werden können, sagte der Leiter der Berliner Mordkommissionen, Jörg Dessin. Mittlerweile wurde der 20-Jährige aber wieder freigelassen, da sich der Tatverdacht nicht bestätigte.

John bedauert die Tat angeblich

In einer Mail an eine Berliner Boulevardzeitung erhebt der wegen zweifachen Mordversuchs gesuchte John schwere Vorwürfe gegen Charlyns Eltern Magnus (32) und Christine J. (33). Er beschuldigt sie, einen Einbruch in seine Wohnung veranlasst zu haben. Ihn hat vor allem geärgert, dass die Polizei nicht ermitteln wollte: "Das Motiv war eben nicht in meiner durch die Kindheit gestörten Psyche zu suchen, sondern darin, dass die Polizei prinzipiell nur gegen mich ermittelt."

Außerdem gibt er angeblich zu, dass er die Bombe in dem Briefkasten deponiert hat. Zugleich drückt er sein Bedauern aus, dass seine Nichte Opfer des Sprengstoffanschlags geworden ist: "Dass das Attentat dann meiner Nichte schadete, hat mich sehr getroffen…". Sein eigentlich Ziel war Magnus, der Vater von Charlyn.

Ein langjähriger Familienstreit

Die Zwölfjährige war vor eineinhalb Wochen durch eine Detonation im Briefkasten des Wohnhauses ihrer Familie lebensgefährlich verletzt worden. Zuvor hatte der Vater des Mädchens auf seinem Auto einen verdächtigen Gegenstand gefunden, den die Polizei als gefährlich bewertete. Hintergrund der Tat soll ein langjähriger Familienstreit sein.

Der seit der Tat flüchtige Mann hatte sich am Samstag gegen 19.10 Uhr an dem Bahnhof im Stadtteil Friedrichshain aufgehalten. Er leistete bei der Festnahme den Angaben zufolge keinen Widerstand. Eine Gefährdung von Unbeteiligten habe es nicht gegeben. John war Bundespolizisten aufgefallen, als er auf dem Areal herumlungerte.

Noch ein Sprengsatz?

Die Polizei hatte in den vergangenen Tagen befürchtet, das der 32-Jährige möglicherweise auch eine Bombe bei sich tragen und diesen zünden könnte. Bei seiner Festnahme sollen jedoch keine Sprengstoff oder Waffen gefunden worden sein, hieß es.

Wenige Stunden später entdeckten Polizisten jedoch einen möglichen Sprengsatz unter einem Altkleidercontainer im Stadtteil Mitte. Der Fund in der Heinrich-Heine-Straße stehe im Zusammenhang mit der Festnahme des Gesuchten, sagte ein Polizeisprecher, ohne zunächst Details zu nennen. Während Experten des LKA mit einem Roboter den verdächtigen Gegenstand in einen Spezialanhänger brachten, war die Straße mehrere Stunden gesperrt.

Charlyn schwerverletzt, aber außer Lebensgefahr

Das schwerverletzte Mädchen ist inzwischen außer Lebensgefahr, ihr Arm konnte gerettet werden. Weitere Operationen stehen ihr aber noch bevor. Tagelang hatten Spezialisten des Unfallkrankenhauses Marzahn um das Leben und den Arm der Zwölfjährigen gekämpft.

Für Hinweise zur Ergreifung des Mannes hatte der Polizeipräsident eine Belohnung von bis zu 10.000 Euro ausgesetzt. Insgesamt waren 76 Hinweise auf den Flüchtigen aus der Bevölkerung eingegangen. (bai/ddp/dpa)

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