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„Halt den Wagen auf, sonst wirst du deine Frau nie mehr sehen“, soll ihm eine Frauenstimme zugeraunt haben. Dann schoss der 26-jährige Mehmet Y. auf das Auto, in dem die Familie seiner Exfrau saß.

© dapd

Besondere schwere der Schuld: Weddinger Todesschütze zu lebenslanger Haft verurteilt

Ein Jahr nach den Todesschüssen auf Mutter und Schwester seiner geschiedenen Ehefrau ist der 26-jährige Mehmet Y. zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Zwölf Mal hatte er in Wedding auf ein Auto geschossen, in dem die Familie seiner Ex-Frau saß.

Ein Jahr nach den Todesschüssen auf Mutter und Schwester seiner geschiedenen Frau ist Mehmet Y. zu lebenslanger Haft verurteilt worden. „Es war eine geplante Tat“, begründete Richter Olaf Arnoldi. Zwölf Mal hatte Y. in Wedding auf ein Auto geschossen, in dem die Familie seiner Ex-Frau saß. Sie hatten keine Chance, dem Kugelhagel zu entkommen. Der 26-Jährige wurde des Doppelmordes sowie des dreifachen Mordversuchs schuldig gesprochen. Das Landgericht stellte auch eine besondere Schwere der Schuld fest. Eine Freilassung nach 15 Jahren auf Bewährung ist damit ausgeschlossen.

Das Entsetzen über die Tat war groß. Am Vormittag des 4. August 2011 stand Y. plötzlich am Wagen in der Kolberger Straße, in dem fünf Personen saßen. Der Kurde mit türkischem Pass habe drei Monate nach der Scheidung aus „Rache, Hass, Eifersucht“ gehandelt, hieß es in der Anklage. Der Aushilfskellner habe die Trennung nicht akzeptieren wollen und den Entschluss gefasst, seine Ex-Frau und ihre Eltern zu töten, hieß es auch im Urteil. Eine heimtückische Tat aus niedrigen Beweggründen. Angesichts der Folgen wiege die Schuld besonders schwer.

Auf offener Straße schießt Mehmet Y. zwölf Mal. Bilder vom Tatort:

Wütend sprang der Angeklagte auf. „Lüge, Lüge, Lüge von A bis Z, ich kann das nicht dulden“, rief er. Oft hatte er die Verhandlung gestört. Hasstiraden gingen in Richtung des Vaters seiner Ex-Frau. Die 25-jährige Türkin war zu ihren Eltern zurückgezogen, weil Y. ihren Lebensraum eingeengt, sie geschlagen hatte. „Sie haben mir nie eine Chance gegeben“, jammerte er im Prozess. Er habe mit ihnen reden wollen. „Ich schwöre bei Allah, dass ich nicht bewusst auf die Menschen geschossen habe.“ Er habe die Personen im Auto nicht gesehen. Aus Sicht seiner drei Verteidiger ist er psychisch stark gestört. Er habe halluzinatorische Stimmen gehört und leide unter Zwängen. Sie plädierten auf Unterbringung in der Psychiatrie.

Die Familie provozierte ihn nicht, sagte der Richter. Im Gegenteil: „Sie zog sich zurück.“ Der wegen Körperverletzung vorbestrafte Y. habe die Situation auch nicht wahnhaft verkannt. Höchststrafe für den Mann, der die 45-jährige Mutter seiner Ex-Frau und die 22-jährige Schwester tötete, einen ihrer Brüder verletzte. „Eine gerechte Strafe, das ist Trost, aber es wird für uns kein normales Leben mehr geben“, sagte der 51-jährige Witwer. Der Streit um Y.s Schuldfähigkeit hatte den Prozess in die Länge gezogen. Und er wird in die nächste Runde gehen: Die Anwälte kündigten Revision an.  

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