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Betrug: 600.000 Euro mit gefälschten Rechnungen

Der Mann ging oft zum Zahnarzt. Das zumindest suggerierten die vielen Rechnungen, die die Beihilfe stets beglich. Doch die Rechnungen waren gefälscht.

Der Schwindel mit gefälschten Zahnarztrechnungen wurde schnell zur Routine und lief fünf Jahre lang: Um unglaubliche 600.000 Euro haben eine damalige Angestellte des Landesverwaltungsamtes und die Ehefrau ihres Neffen die Behörde geprellt. „Gebraucht habe ich das Geld eigentlich nicht“, sagte Marlies S., die ehemalige Sachbearbeiterin, gestern vor dem Landgericht. „Es erstaunte mich, wie leicht es war“, erklärte Michaela B., eine Zahnarzthelferin. Das Geld hatten sich die Frauen, 57 und 40, stets geteilt.

Die kriminelle Idee war auf einer Familienfeier entstanden. „Wir haben rumgeblödelt“, sagte die langjährige Mitarbeiterin des Amtes. „Ich war für den Buchstaben B zuständig, sie hatte aus einer Zahnarztpraxis ein Abrechnungsprogramm.“ Kurz darauf saß Michaela B. zu Hause am Computer und schrieb im Namen ihres Mannes, eines beihilfeberechtigten Justizwachtmeisters, den ersten falschen Antrag. Den steckte sie ihrer Komplizin in den Briefkasten, die ihn im Dienst bearbeitete. Sie sprachen nicht viel über den Betrug, verständigten sich per SMS. Da hieß es dann: „Rechnung ist raus“ und „Überweisung ist raus“.

Das Geld ging ohne Wissen des Wachtmeisters auf das Konto seiner Ehefrau, anschließend wurde geteilt. Beide wollen die Beträge – für jede etwa 4700 Euro im Monat – für sich und ihre Familien verbraucht haben. „Es ist schön, Geld ausgeben zu können“, sagte die ehemalige Mitarbeiterin des Verwaltungsamtes. Sie fühlte sich auch sicher. „Die Beihilfestelle war stets unter Druck, es muss schnell bearbeitet werden.“ Zudem seien die gefälschten Rechnungen „maschinell erstellt und plausibel“ gewesen. Um keine Kontrollen zu provozieren, seien sie meist unter 5000 Euro geblieben. Aufgeflogen ist der Schwindel 2008 durch eine Kollegin. Weil für eine Behandlung über Monate hinweg keine Praxisgebühr zu sehen war, rief sie bei dem Zahnarzt an. Da erfuhr sie, dass Herr B. seit 2003 nicht mehr in der Praxis war. Der Prozess um Betrug, Untreue und Korruption wird am Dienstag fortgesetzt. K.G.

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