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Überfall Lichtenberg: "Deutschenfeindlichkeit" und Habgier als Motive

Vier Monate nach dem Überfall auf Marcel R. und Steffen O. auf dem U-Bahnhof Lichtenberg erhebt die Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen vier beschuldigte Jugendliche. Die Ermittlungen sind abgeschlossen.

Den vier beschuldigten Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren wird nach Tagesspiegel-Informationen versuchter Mord aus Habgier und weiteren niederen Beweggründen, darunter auch "Deutschenfeindlichkeit", vorgeworfen. Nach Zeugenaussagen haben die Angeklagten den 30-jährigen R. als „Scheiß Nazi“ beschimpft. Die Staatsanwaltschaft will die Anklage weder bestätigen noch kommentieren, bis die Anklageschrift offiziell zugestellt worden ist. Ein Sprecher sagte nur, dass die Ermittlungen abgeschlossen seien.

„Sollte das zutreffen, bin ich froh und erleichtert“, sagte Thomas Kämmer, der R. juristisch beisteht und auch den im April im U-Bahnhof Friedrichstraße bewusstlos geprügelten Markus P. betreut. Er kritisiert, dass erst spät von niederen Beweggründen ausgegangen wurde. Ursprünglich wurde gegen die vier Jugendlichen nur wegen versuchten Raubmordes ermittelt. Sie hatten ihrerseits behauptet, R. habe sie fremdenfeindlich beleidigt, was laut Kämmer in den Ermittlungen widerlegt wurde. Nun stehen die Angeklagten im Verdacht, aus rassistischen Gründen geprügelt zu haben. Kämmer sagte, es müsse aber verhindert werden, dass Rechtsextreme dies in ihrem Sinne instrumentalisieren. Die Höchststrafe nach Jugendstrafrecht seien zehn Jahre Haft.

Robbin Juhnke, innenpolitischer Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, fordert eine härtere Bestrafung von deutschenfeindlichen Straftaten. „Wenn ein Ausländer Opfer von deutschen Rassisten wird, gibt es Lichterketten und einen Aufschrei. Wenn ein Deutscher wegen seiner Nationalität zusammengeschlagen wird, wird das oft unter den Tisch gekehrt“, sagte er und warnt vor einer „eindeutigen Schieflage“. Sein SPD-Kollege Thomas Kleinadam sieht diesen Unterschied in der Behandlung nicht, Rassismus sei ein allgemeines Problem.

Maler Marcel R. und Steffen O. wurden am 11. Februar in der U-Bahnstation Lichtenberg von vier Jugendlichen attackiert. Sie prügelten R. ohnmächtig und raubten ihm das Handy. R. lag fast fünf Wochen im Koma und bis Mai im Krankenhaus. Zurzeit hält er sich bei seiner Familie in Pankow auf, noch Monate muss er zur Reha und Psychotherapie gehen. Von der Anklage erzählte ihm seine Schwester. „Er fand das prima“, berichtet sie. Für den Prozess sei man „voller Hoffnung“. Wann er beginnt, steht noch nicht fest.

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