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Dönerbuden-Mord: ''Dein Papa wurde erschossen!''

Müslüm B. war Vater von sieben Kindern - er wurde vermutlich von einem der letzten Gäste seines Dönerladens erschossen. Die Polizei fahndet nach einem Jugoslawen aus Neukölln.

Am Dönerladen „Grillhaus Rehberge“ in der Müllerstraße sind die Fensterscheiben abgeklebt. Die Kriminaltechniker wollen ungestört sein, als sie gestern in Wedding die Spuren der Schießerei sichern, die sich in der Nacht zu Dienstag zugetragen hatte und tödlich endete.

Gegen 2.45 Uhr hatte ein Mann mit einer Pistole dreimal auf den kurdischen Inhaber des Dönerladens, Müslüm B. gefeuert. Der 45-jährige Vater von sieben Kindern sank zu Boden und erlag noch am Tatort seinen schweren Verletzungen. Der Schütze flüchtete zu Fuß aus dem Laden.

Nach Tagesspiegel-Informationen fahndet die Mordkommission nach einem Jugoslawen aus Neukölln, der die tödlichen Schüsse abgegeben haben soll. Allerdings soll der Name des Verdächtigen noch nicht ermittelt sein. Die Polizei wollte das gestern nicht kommentieren. Offiziell hieß es, die Hintergründe des Verbrechens seien noch unklar. Einen Zusammenhang mit der Mordserie in verschiedenen deutschen Städten, bei der seit 2000 acht Türken und ein Grieche getötet wurden, schlossen die Ermittler aber sofort aus.

Zeugenhinweise und die Ermittlungen im familiären Umfeld des Toten führten die Fahnder schnell zu dem Jugoslawen. Der Mann mit den dunklen, nach hinten gegelten Haaren soll mit einem holländischen Freund bis zuletzt im Imbiss gewesen sein. Der älteste Sohn des Döner-Wirts, der 25-jährige Mustafa B., sagte: „Sie wollten von meinem Vater Geld, aber er hat es ihnen nicht gegeben.“ Der Angestellte im Imbiss habe ihn kurz nach den Todesschüssen angerufen und geschrien:  Dabei habe er ihm auch von den beiden Männern erzählt. Sie seien drogenabhängig und brauchten Geld für Stoff. Doch Müslüm B. habe es ihnen nicht geben wollen.

Der Sohn sagte, er könne noch gar nicht richtig begreifen, dass sein Vater, „dieser ruhige, höfliche Mensch“ auf diese Weise getötet worden sei. Die Familie – die 43-jährige Mutter Halise, Mustafas drei Brüder Ahmet (22), Mehmet (20) und Ibrahim (18) sowie seine zehnjährige Schwester Selma und zwei erwachsene Schwestern, die in Westdeutschland leben – seien verzweifelt. Die beiden kamen noch in der Nacht nach Berlin. Gestern versammelten sich Angehörige und Bekannte in der Wohnung der Familie in der Weddinger Gerichtsstraße. Auch Mustafas deutsche Lebensgefährtin Steffi war da. „Er hat mich wie eine Schwiegertochter behandelt. Ein gutherziger Mensch, der Nacht für Nacht in seinem Dönerladen geackert hat“, sagt die hochschwangere Frau.

Müslüm B. war Anfang der Neunziger Jahre aus der anatolischen Stadt Urfa nach Berlin gekommen. Zunächst alleine – seine Frau und die damals schon geborenen Kinder ließ er in der Heimat. Er arbeitete bei Verwandten, später in einem Obst-und-Gemüseladen in Wittenau. Seine Frau und die jüngste Tochter holte er erst vor sechs Jahren nach Berlin.

Den Dönerimbiss übernahm er im Spätsommer vorigen Jahres . „Er hat sich so sehr auf sein Enkelkind gefreut“, sagt Mustafas Freundin Steffi. Der Junge soll in neun Wochen zur Welt kommen.

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