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© dpa

Drama: Polizist erschießt 33-Jährigen am Bahnhof Zoo

Tödliche Schüsse in der belebten Joachimstaler Straße: Zwei Polizisten wollten am Donnerstagnachmittag einen 35-Jährigen vor dem Beate-Uhse-Museum festnehmen. Der Mann wehrte sich und griff dem Beamten nach der Dienstpistole. Ob ein Kollege des Bedrohten oder der Gesuchte zuerst abdrückte, ist noch unklar.

Die tödlichen Schüsse fielen in einer der belebtesten Gegenden Berlins: Am Donnerstagnachmittag hat ein Polizist einen Mann an der Kreuzung Kantstraße / Joachimstaler Straße getötet. Erst wenige Augenblicke zuvor war der etwa 33-jährige Mann, dessen Identität bislang nicht zweifelsfrei geklärt ist, von dem Streifenbeamten und einem Kollegen kontrolliert worden.

Der Vorfall ereignete sich kurz vor 16 Uhr am Gebäude, in dem sich nicht nur das Beate-Uhse-Museum befindet, sondern im Untergeschoss auch das „Joker Casino“. In dieser Spielhalle unweit des Bahnhofs Zoo wollten die Polizisten die Personalien des Mannes feststellen. „Der hat hier am Automaten gespielt wie jeder andere auch“, sagte eine Mitarbeiterin. Ein Stammgast sei er nicht gewesen. Sie habe dann bemerkt, wie die Beamten nach dem Ausweis fragten. Ungewöhnlich seien Kontrollen nicht, weil sich nur Erwachsene in der Spielhalle aufhalten dürfen. Das Areal am Bahnhof Zoo gilt zudem als „kriminalitätsbelasteter Ort“, an dem Überprüfungen laut Gesetz auch ohne Anhaltspunkt zulässig sind.

Mehrfach im Oberkörper getroffen

Der Mann wurde von den Beamten zum Streifenwagen geführt, der vor dem Gebäude stand. Nach Darstellung der Polizei wehrte sich der Kontrollierte plötzlich, eine Rangelei folgte. Dabei soll der Mann an die Waffe eines der Polizisten gelangt sein. Der andere zückte daraufhin seine Pistole, „um Gefahr von seinem Kollegen abzuwenden“, wie ein Polizeisprecher später sagte. Mehrere Schüsse fielen, nach Angaben der Ermittler aus beiden Waffen. Allerdings sei bislang unklar, wer zuerst abdrückte. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen.

Mehrfach im Oberkörper getroffen, sackte der Mann zusammen. Eine Augenzeugin wollte nach eigenen Angaben Erste Hilfe leisten, sei daran gehindert worden. Kurze Zeit später traf der Notarzt ein, und die Polizei sperrte die Kreuzung. Der Schwerverletzte wurde in eine Klinik gebracht, wo er am frühen Abend starb. Die Polizisten seien körperlich weitgehend unversehrt, so ein Behördensprecher, müssten jedoch psychologisch betreut werden.

Polizei setzt Hubschrauber ein

Die Polizei teilte am Abend mit, dass der Mann verschiedene Ausweispapiere bei sich trug. Er könnte aus Kroatien stammen. Gegen eine der möglichen Identitäten gebe es gleich zwei Haftbefehle. Denkbar sei, so sagte ein Polizeisprecher, dass der Mann einer Festnahme entgehen wollte.

Im August 2007 hatten Zivilbeamten in der Neuköllner Saalestraße einen mutmaßlichen Straßenräuber erschossen. Bei der Flucht vor seiner drohenden Festnahme hatte der 22-Jährige mit einer Schreckschusswaffe auf die Polizisten gezielt, wonach beide jeweils einen Schuss auf ihn abfeuerten und ihn tödlich trafen. Im Jahr zuvor war ein Polizist mit acht Schüssen ohne Vorwarnung erschossen worden. Als der Beamte nahe der Hasenheide zwei Räuber festnehmen wollte, feuerte einer der Täter acht Mal auf den Polizisten.

Die Sperrung der Kreuzung zog sich bis in die Abendstunden hin. Gegen 19 Uhr setzte die Polizei einen Hubschrauber ein, der aus verschiedenen Flughöhen Aufnahmen mit einer Spezialkamera machte. Mit dieser Technik lässt sich später der Tatort genauer rekonstruieren.

Florian Ernst

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