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Da geht's lang - aber normalerweise bitte nicht per Auto.

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Update

Einbruch im Einkaufszentrum: Mit dem Auto ins Alexa

Die Einladung zum verkaufsoffenen Sonntag haben fünf Männer in Berlin offensichtlich missverstanden: Mit einem Auto durchbrachen sie am Sonntag die gläserne Eingangstür zum Einkaufszentrum Alexa, fuhren 45 Meter durchs Foyer und brachen anschließend das Rolltor vor dem Elektronikmarkt Media Markt auf. Es gibt Parallelen zu früheren Taten.

Die Einladung zum verkaufsoffenen Sonntag haben fünf Männer offensichtlich missverstanden: Mit einem Auto durchbrachen sie am Sonntag die gläserne Eingangstür zum Einkaufszentrum Alexa, fuhren 45 Meter durchs Foyer und brachen anschließend mit demselben Auto das Rolltor vor dem Elektronikgeschäft Media Markt auf. Vier Männer sprangen aus dem Ford Fiesta, sprinteten 50 Meter durch den Markt bis zu den Telefonen und rafften zusammen, was sie tragen konnten. Wohl keine Minute später sprangen sie in einen zweiten Wagen, den ein fünfter Täter ebenfalls in das Einkaufszentrum gefahren hatte. Dann schoss der dunkle Audi durch die zerstörte Tür davon. Den nur leicht beschädigten Ford Fiesta ließen die Männer zurück. Die Uhrzeit: 5.30 Uhr. Den Blitzeinbruch konnte die Polizei im Detail beobachten – allerdings nur im Nachhinein, auf den gespeicherten Videoaufnahmen. Über die Höhe der Beute gab es am Sonntag keine Angabe. Weder die Leitung vom Media Markt noch jene des Alexa war am Sonntag für eine Stellungnahme erreichbar. Die Ermittlungen zog das Landeskriminalamt an sich.

Neu sind derartige Brachialeinbrüche nicht, seit Monaten häufen sie sich. Bisher hatten es die Täter meist auf Geldautomaten abgesehen. Einige Gruppen spezialisierten sich darauf, mit Fahrzeugen diese Automaten aus der Verankerung zu reißen. Andere Gruppen leiten Gas in die Automaten, um sie zu sprengen und so an die Geldkassetten zu kommen. Seit dem Sommer geschah das etwa 20 Mal, das Landeskriminalamt hat eine Sonderkommission „Giro“ gebildet. Trotz großer Ermittlungsanstrengungen der Polizei bleiben die Erfolge bisher aus. Gemein ist den Taten der hohe Sachschaden. Er überschreitet meist sogar den Wert der eigentlichen Beute. Auch im Alexa ist der Schaden an der Eingangstür wohl viel höher als der Wert der erbeuteten Telefone.

Die Polizei schloss einen Zusammenhang zu früheren Taten am Sonntag nicht aus. Auch bei einem ähnlichen Einbruch bei einem Juwelier in der Steglitzer Schloßstraße im Oktober hatten Zeugen einen dunklen Audi wegfahren sehen. Im vergangenen Jahr hatte es in der Adventszeit einen ähnlichen Fall in einer Saturn-Filiale in Steglitz gegeben – und auch ein Raubüberfall 2011 in den Potsdamer Platz Arcaden verlief nach ähnlichem Muster: Vor zwei Jahren waren Unbekannte mit einem gestohlenen Volvo in die Potsdamer Platz Arcaden gefahren und hatten die Tür zu einem Juwelier aufgerammt. Drei Tage später waren vermutlich dieselben Täter in Steglitz aktiv: Mit einem gestohlenen Ford Fiesta fuhren die Einbrecher über den Bürgersteig, dann durch eine große Schaufensterscheibe des Kaufhauses und gleich weiter bis in die Schmuckabteilung.

Um 13 Uhr öffneten berlinweit die Geschäfte zum gut besuchten verkaufsoffenen Sonntag. Da war im Alexa kaum noch etwas von dem spektakulären Blitzeinbruch zu erkennen. Nur der Eingang „Dircksenstraße West“ war gesperrt, Bauarbeiter hatten am Vormittag Holzplatten vor die beiden zerstörten Glasflügel gezimmert. Am auffälligsten waren noch die gestapelten Europaletten, mit denen der Elektronikmarkt – das größte Geschäft im Alexa – das Rolltor bis zur Ladenöffnung gesichert hatte.

Die Dreistigkeit der Täter sei schon verblüffend, sagte ein Kriminalbeamter am Sonntag. Rund um die Uhr patrouilliert in großen Einkaufszentren wie dem Alexa der Wachschutz, zudem ist um diese Uhrzeit die Putzkolonne bei der Arbeit. Ob die Täter zuvor die Runden der Wachleute ausgekundschaftet haben, ist unklar. Das Kontaktmobil der Berliner Polizei am Alexanderplatz allerdings ist weit weg, die vielspurige Grunerstraße trennt Alexa und Alex. Dass die Täter gleich mit zwei Fahrzeugen in das Center fuhren, sollte vermutlich die Flucht sichern: Wären am Eingang Zeugen oder Wachleute aufgetaucht, hätten die Männer ins Auto springen und davonrasen können. Der Ford Fiesta wurde am Morgen für eine genaue Spurensuche abtransportiert. Der ältere Wagen war stillgelegt, montiert waren sogenannte Kurzzeitkennzeichen.

Nach Polizeiangaben ging bei der Einsatzleitstelle der automatische Alarm von Media Markt ein. Ob auch die Alarmanlage des Alexas auslöste, ist noch unklar. Nach der Eröffnung der Shopping Mall hatte Center-Manager Oliver Hanna gesagt, dass die „Außenhaut“ des Gebäudes „kontaktgesichert“ sei. Er gab aber schon vor Jahren zu, dass die Täter schnell und mit brachialer Gewalt vorgehen „und sich von Alarmsirenen nicht beeindrucken lassen“. Zur Sicherheit gibt es im Alexa mehr als 80 Kameras – darunter eine direkt über dem Media-Markt-Eingang. Poller stehen nirgends, das dünne Blechlamellen-Tor vor dem Media-Markt war kein ernsthaftes Hindernis. Für das Alexa-Management steht die Sicherheit der Kunden im Vordergrund – den Einbruchsschutz müssen die Läden übernehmen.

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