zum Hauptinhalt

Fahndungserfolg: Polizei fasst Bombenleger von Rudow

Der mutmaßliche Bombenleger von Rudow ist gefasst. Beamte der Bundespolizei nahmen den 32-jährigen Berliner auf dem Ostbahnhof fest. Außerdem fand die Polizei einen neuen, mutmaßlichen Sprengsatz. Peter John wird verdächtigt, durch eine Briefkastenbombe seine zwölfjährige Nichte schwer verletzt zu haben.

Der mutmaßliche Bombenleger von Rudow, der 32-jährige Peter John, ist gefasst. Der bundesweit Gesuchte konnte gestern Abend auf dem Ostbahnhof von Beamten der Bundespolizei festgenommen werden, die zunächst nicht ahnten, um wen es sich handelte. Der Mann leistete keinen Widerstand und konnte noch im Laufe des Abends eindeutig identifiziert werden. Nachdem die Polizei Informationen aus dem Umfeld Johns über einen weiteren Sprengsatz erhalten hatte, wurde sie unter einem Altkleidercontainer in der Heinrich-Heine-Straße fündig. Die Polizei entfernte die mutmaßlichen Bombe mit einem Spezialwagen vom Fundort.

John wird, wie berichtet, vorgeworfen, am Mittwoch, den 26. November, zwei Sprengfallen gelegt zu haben. Eine detonierte und zerfetzte dabei der zwölfjährigen Charlyn, der Nichte des Mannes, einen Arm. Das Mädchen schwebte tagelang in Lebensgefahr.

Die Polizei hatte seit der Tat fieberhaft und mit hohem Personaleinsatz nach John gefahndet. Insgesamt 76 Hinweise waren bei der Polizei eingegangen, die bis zu 10 000 Euro Belohnung ausgesetzt hatte. Die Festnahme Johns erfolgte dann allerdings zufällig: Er war Bundespolizisten gegen 19.10 Uhr aufgefallen, als er auf dem Areal des Ostbahnhofs herumlungerte. Wie auch auf anderen Bahnhöfen in der Stadt gab es dort im Zusammenhang mit der Lichtenberger Neonazi-Demonstration verstärkt Polizeistreifen. Die Beamten nahmen John fest. Erst danach wurden ihnen klar, um wem es sich handelte.

Alle Streifenpolizisten waren wegen der Gefährlichkeit Johns ausdrücklich angewiesen worden, die Festnahme einem Spezialeinsatzkommando (SEK) zu überlassen. Es wurde befürchtet, dass er möglicherweise einen weiteren Sprengsatz mit sich führen und diesen dann zünden könnte. Allerdings hatte John bei der Festnahme keine Sprengmittel und auch sonst keine Waffen bei sich und konnte ohne Probleme abgeführt werden. Auch Außenstehende waren durch die Festnahme nicht gefährdet, betonte die Polizei am Abend.

Als der mutmaßliche Täter am späteren Abend zur Mordkommission in die Keithstraße gebracht wurde, wollte die Polizei dies aber nicht in einem normalen Gefangenentransporter ausführen lassen, sondern forderte eigens ein SEK-Team an. John sollte noch in der Nacht ausführlich vernommen werden, am Sonntagnachmittag wollen Polizei und Generalstaatsanwaltschaft in einer Pressekonferenz über die Einzelheiten der Festnahme und die weiteren Ergebnisse der Ermittlungen berichten.

Der Fall hatte am 26. November mit einem Päckchen begonnen, dass der Vater von Charlyn am Morgen auf dem Dach seines vor dem Wohnhaus der Familie im Selgenauer Weg geparkten Wagens gefunden hatte. Er legte den Fund, ohne zunächst argwöhnisch zu werden, im Auto ab und fuhr damit erst am Nachmittag zur Polizei, die sofort Bombenexperten alarmierte: Es war eine Sprengfalle, die aber nicht gezündet hatte. Etwa zur selben Zeit detonierte aber ein zweiter Sprengsatz, den der Bombenleger im Briefkasten der Familie deponiert hatte: Als die zwölfjährige Charlyn den Briefkasten leeren wollte, ging die Bombe hoch und verletzte das Mädchen lebensgefährlich. Tagelang rangen Ärzte unter Leitung des Spezialisten Andreas Eisenschenk um das Leben und den zerfetzten Arm des Mädchens.

Der Verdacht war sehr schnell auf den Onkel des Mädchens gefallen. Hintergrund für die Tat sollen Streitigkeiten in der Familie gewesen sein, John fühlt sich offenbar zurückgesetzt, obwohl die Familie des Schwagers keineswegs reich ist. Die Polizei hatte bald das Auto des Verdächtigen gefunden und auch seine Wohnung in der Neuköllner Reuterstraße gestürmt. Die von ihm bedrohte Familie und auch das Kind im Krankenhaus hatten Personenschutz erhalten.

Wiederholt kam es nach Hinweisen aus der Bevölkerung zu Einsätzen von SEK-Teams, die ohne Ergebnis blieben. John, der bereits 50 Mal durch Straftaten aufgefallen war, hat bereits drei Haftstrafen verbüßt. Die Polizei vermutete, dass er aus dieser Zeit viele Kontakte haben müsse, die ihm ein Unterschlüpfen leicht machten. Zudem wurde ihm eine Begabung nachgesagt, sich zu verkleiden. Auch bei der gestrigen Festnahme hatte man ihn nicht sofort erkannt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false