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Fall Adnan F.: Von wegen ausgebüxt: Heim wies Serientäter ab

Der 13-jährige Adnan F. wurde inzwischen von der Polizei zurück nach Berlin gebracht. Auch in Frostenwalde konnten die Pädagogen den aggressiven Jungen nicht bändigen.

Von Sabine Beikler

Selbst im Erziehungsheim für schwer kriminelle Kinder im brandenburgischen Frostenwalde haben die Pädagogen offenbar keine Möglichkeit gesehen, den 13-jährigen Serientäter Adnan F. aus Berlin zu bändigen. Wie der Tagesspiegel erfuhr, hatte das Heim vergangene Woche die Brandenburger Polizei gerufen, damit sie den Jungen abholt und nach Berlin zurückbringt. Adnan soll sich in der zum Erziehungsheim gehörenden Einrichtung „Im Weidenhof“ gewalttätig und aggressiv verhalten haben.

Der Junge wurde dann am vergangenen Freitag erneut von der Polizei aufgegriffen: in Kreuzberg, mit einem gestohlenen Moped. Mehr als 100 Einträge zählt seine Polizeiakte inzwischen. Weil weder seine Eltern noch das Jugendamt sich anders zu helfen wussten, wurde Adnan F. ins Erziehungsheim gebracht.

Was macht man mit solch kriminellen Kindern? Sollen sie in geschlossene Heime? Der rot-rote Senat lehnt solche Einrichtungen nach wie vor deutlich ab. „Ich möchte diesen Fall nicht zum Anlass nehmen, geschlossene Heime einzurichten, sondern prüfen, wie man die therapeutische Hilfe noch verbessern kann“, sagte Jugendsenator Jürgen Zöllner (SPD). Er zwar sei „bestürzt“ über die kriminelle Karriere von Adnan F., doch es sei ein Einzelfall. „ Wir haben bisher gute Erfahrungen in Frostenwalde gemacht.“

Auch Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) steht geschlossenen Heimen „sehr kritisch“ gegenüber, will sich jetzt aber einer Debatte stellen – was der Koalitionspartner Die Linke vehement ablehnt. „Geschlossene Heime sind eine Bankrotterklärung“, sagte Parteichef Klaus Lederer. Jugendliche Täter müssten sozialpädagogisch betreut werden. Auch die Grünen und die FDP lehnen geschlossene Heime in Berlin ab. „Wir können auf die Hilfen zurückgreifen, die vorhanden sind“, sagte FDP-Rechtspolitiker Björn Jotzo. CDU-Generalsekretär Frank Henkel fordert aus erzieherischen Gründen geschlossene Heime für „hochgradig kriminelle Kinder und Jugendliche“.

Zurzeit sind 476 junge Serientäter in Berlin registriert, darunter fünf kriminelle Kinder, 17 befinden sich auf dem Weg zu Mehrfachstraftätern. Die Bezirke bieten neben der Familienhilfe sozialtherapeutische Wohngruppen an, in denen die Kinder vorübergehend leben können. Seit 1999 arbeitet das Land mit dem diakonischen Träger EJF-Lazarus zusammen, der sozialpädagogische Einrichtungen in der Uckermark und in Thüringen betreibt. Wenn Eltern delinquenter Kinder aber nicht mit Behörden kooperieren, sollen Familiengerichte den Eltern das Sorgerecht früher entziehen können. Ein entsprechender Gesetzesentwurf soll im Bund bis spätestens Mitte 2008 verabschiedet werden.

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