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Gefängnis-Neubau Großbeeren: Firmen sollen Arbeitsplätze im Knast schaffen

Die JVA Heidering soll in drei Jahren fertig werden und mit 650 Haftplätzen die überfüllten Berliner Gefängnisse entlasten. Justizsenatorin von der Aue sucht jetzt nach Firmen, die dort Gefangene beschäftigen.

Die Berliner Justizvollzugsanstalt (JVA) Heidering im brandenburgischen Großbeeren soll fristgerecht fertiggestellt werden. Ziel sei es, das Gebäude Ende 2011 beziehen zu können, sagte Justizsenatorin Gisela von der Aue bei der Vorstellung des Gewinnerentwurfs für den Gefängnisneubau. Es sei ein ehrgeiziger Plan, "wir liegen aber ganz gut in der Zeit", sagte die Senatorin. Aus dem internationalen Wettbewerb ist das Architekturbüro Hohensinn aus Graz in Österreich als Sieger hervorgegangen.

In der Anstalt des geschlossenen Männervollzuges sollen 648 Inhaftierte von 301 Bediensteten betreut werden. Der Gesamtkostenrahmen beträgt 118,5 Millionen Euro. Die Justizsenatorin sagte, dies stelle eine Investition von erheblichem Volumen dar. Der Bau sei im Vergleich zu ähnlichen Projekten anderer Bundesländer aber "durchaus kostengünstig". Ursprünglich waren für den Bau rund 81 Millionen Euro veranschlagt gewesen.

Entlastung für Berlins Haftanstalten

Laut Senatsjustizverwaltung belaufen sich die Kosten je Haftplatz in der JVA Heidering auf 182.870 Euro. In der JVA im niedersächsischen Sehnde kostete den Angaben zufolge ein Haftplatz rund 210.000 Euro. In der derzeit im Bau befindlichen Justizvollzugsanstalt Burg in Sachsen-Anhalt werden die Kosten für einen Haftplatz auf rund 179.000 Euro beziffert. Das Gefängnis in Großbeeren hat eine Gesamtfläche von 28.000 Quadratmetern. Die Größe eines Haftraumes beträgt zehn Quadratmeter.

Durch die neue JVA südlich von Berlin sollen vor allem die chronisch überbelegten Haftanstalten in der Hauptstadt entlastet werden. Untergebracht werden hier verurteilte Straftäter mit Freiheitsstrafen von bis zu vier Jahren. In den Haftanstalten der Hauptstadt sitzen derzeit etwa 5150 Gefangene ein. Die Überbelegungsquote ist auf rund zwei Prozent gesunken. Im geschlossenen Männervollzug beträgt die Überbelegungsquote bei 3150 Haftplätzen etwa fünf Prozent.


"Zeitgemäße Arbeits- und Lebensbedingungen"

Von der Aue betonte, der Siegerentwurf stehe für einen sicheren sowie effizienten Justizvollzug. Mit dem Neubau würden zudem zeitgemäße Lebens- und Arbeitsbedingungen für Inhaftierte sowie Justizvollzugsbedienstete geschaffen. Vorgesehen seien unter anderem Werkhallen, die von privaten Unternehmen betrieben werden sollen. Neben Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten sind zudem 70 Schulplätze für eine bessere Resozialisierung der Insassen vorgesehen.

Ziel ist nach den Worten von der Aues in dem neuen Gefängnis eine Beschäftigungsquote von 75 Prozent. Entscheidend für eine erfolgreiche Resozialisierung der Gefangenen sei, dass sie sich nach Verbüßung ihrer Strafe wieder ins Erwerbsleben eingliedern können. Deswegen seien drei große und flexible Arbeitsbereiche geplant. Diese sollten von wettbewerbsorientierten privaten Firmen betrieben werden.

Der justizpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Sven Rissmann, sagte, angesichts der in Teilen sogar verfassungswidrigen Überbelegungssituation und der katastrophalen Zustände in Berlins Haftanstalten gebe es zu einem zügigen Neubau keine Alternative. SPD und Linkspartei hätten bei der Planung aber viel Zeit verschenkt und dadurch die chronische Überbelegung "über viele Jahre festgeschrieben". Hinzu komme ein offensichtliches Planungschaos. Unter anderem seien die Baukosten innerhalb kurzer Zeit von rund 87 auf knapp 120 Millionen Euro explodiert. (ho/ddp)

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