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Geldautomat manipuliert: Betrüger in der Bank ausgetrickst

Nicole Grube war sensibilisiert, als der Mann vor ihr am Geldautomaten einer Kladower Bankfiliale mit einem Gegenstand hantierte und dann ein Klicken ertönte. Schließlich war sie im Jahr zuvor selbst Opfer einer Kartenmanipulation geworden.

Die Frau beobachtete, wie der Unbekannte auf dem Mittelstreifen Stellung bezog, und alarmierte die Polizei. Dann setzte die Spandauerin noch eins drauf: Um den Täter bis zum Eintreffen der Ordnungshüter bei Laune zu halten, ging sie zurück zur Bank und tat so, als würde sie tatsächlich Geld abheben. „Ich habe noch einen 20-Euro-Schein aus meiner Geldbörse genommen und hoch gehalten, damit es so aussah, als hätte ich ihn gerade aus dem Automaten genommen“, erinnert sie sich an den 2. Februar. Der Mann wurde festgenommen.

Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen 34-jährigen Bulgaren, der den Karteneinschub mit einem Gerät zum Kopieren der Daten manipuliert und eine Minikamera zum Aufnehmen der Eingabe der Geheimzahl angebracht hatte. Er ist zwar nicht für einen Gesamtschaden von 4,5 Millionen Euro an 350 Bankautomaten verantwortlich, wie die Berliner Polizei am Montag fälschlicherweise gemeldet hatte. Bei ihm wurde aber eine auffällig große Zahl von 50-Euro-Scheinen gefunden, die möglicherweise von anderen Geldautomaten stammte. Der Mann ist nach Angaben von Justizsprecher Martin Steltner kürzlich zu anderthalb Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Gestern wurde Nicole Grube von der Polizei mit einer Urkunde und einer kleinen Geldprämie geehrt.

Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres habe es in Berlin rund 200 bekannt gewordene Fälle von Manipulationen an Geldautomaten mit etwa 1400 Geschädigten gegeben. Unter „Skimming“ versteht man das Ausspähen von Kontonummer und Geheimzahl von EC-Karten oder Kreditkarten am Geldautomaten. Dazu bringen Kriminelle an den Geräten einen sogenannten Skimmer („Abstreifer“) an. Dieses unauffällige Gerät am Karteneinzugsschacht eines Geldautomaten liest die EC-Karte eines Kunden aus und speichert die Daten. Durch eine ebenfalls unauffällig angebrachte Kamera wird das Eintippen der Geheimzahl gespeichert. Mit den Daten basteln die Betrüger eine Kartenkopie und können Geld abheben.

Das Delikt hatte in den vergangenen beiden Jahren eine der höchsten Steigerungsraten in der Berliner Kriminalstatistik. 2007 waren 95 Geldautomaten manipuliert worden, 2009 waren es bereits 318. Betroffen waren dabei etwa 3200 Bankkunden. Der dadurch entstandene Schaden schnellte im vergangenen Jahr auf 4,5 Millionen Euro. Für den Schaden kommt in der Regel das Geldinstitut auf, nicht der Kunde. Ha/-du

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