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Gewaltexzess: Junge Mutter vergewaltigt - Prozess gegen Jugendliche beginnt

Der Prozess um das Martyrium einer Frau hat begonnen. Die mutmaßlichen Täter sind 16 bis 19 Jahre alt und sollen die Frau in Reinickendorf aus dem Nichts heraus angegriffen, verschleppt und mehrfach vergewaltigt haben.

Es war die Hölle für die junge Frau. Nachdem ihr Freund blutend und bewusstlos auf der Straße lag, fiel einer der Angreifer über sie her. Vergewaltigt, durch die Nacht gezerrt, wieder vergewaltigt. Komplizen des Peinigers standen dabei. Sie lachten. Einer soll den Überfall auf offener Straße mit dem Handy gefilmt haben. Vier Jugendliche aus Reinickendorf waren es laut Anklage, die das Paar aus dem Nichts heraus angegriffen haben. Sie stehen seit Donnerstag wegen gemeinschaftlicher Vergewaltigung und Körperverletzung vor dem Landgericht.

Es sind vier Milchgesichter. Jugendliche, die bislang in ihrem Leben nicht weiter aufgefallen sind. Philipp W. ist 18 Jahre alt. Ordentlich frisiert und kerzengerade saß er auf der Anklagebank, kleine Brille auf der Nase, kariertes Hemd. Der Maurer-Lehrling wohnte bis zur Festnahme bei seinen Eltern in Reinickendorf. Eine Vorstrafe hat er zwar, körperliche Gewalt aber war bei jener Tat nicht im Spiel. Wegen Landfriedensbruchs bekam er im Herbst 2010 zwei Tage Arrest.

Unbedarft und harmlos wirken auch Tarkan R., Reda M. und Nico F., mit 19 Jahren der Älteste. Schmale Schultern, schüchterne Blicke zu den Richtern. Die Mütter der beiden Jüngeren, 16 und 17 Jahre alt, saßen mit im Gerichtssaal. Ihre Söhne waren bislang keine brutalen Schläger. Zwei landeten als Diebe vor einem Jugendgericht und kamen mit Freizeitarbeiten davon, für einen gab es wegen räuberischer Erpressung zwei Wochen Jugendarrest. Warnende Vorboten einer so abscheulichen Tat gab es nicht.

Es war 3.05 Uhr, als Susanne A. und Alexander D. (Namen der Opfer geändert) auf dem Wilhelmsruher Damm unterwegs waren. Ein Bowlingabend lag hinter dem Paar. Plötzlich ein Angriff von hinten. Mit einer Wodka-Flasche soll Nico F. den ihm völlig fremden Mann niedergeschlagen haben. Als der 24-Jährige am Boden lag und seine Freundin versuchte, ihm zu helfen, begann den Ermittlungen zufolge ein sexueller Gewaltexzess. Treibende Kraft war demnach der 18-jährige Angeklagte.

Alexander D. wollte irgendwie aufstehen, seine Freundin schützen. Doch es trafen ihn laut Anklage Tritte gegen Kopf, Gesicht und Oberkörper. Bis er das Bewusstsein verlor. Die weinende Frau sei von Philipp W. in Richtung eines Parkplatzes geschubst worden, hieß es in der Anklage. Dort, anschließend auf einem Sportplatz, schließlich in einem Haus, in das er sie geschleppt haben soll, habe er die Frau vergewaltigt.

Philipp W. wurde nur Stunden später festgenommen. Seit Ende Januar befinden sich auch die drei Mitangeklagten in Untersuchungshaft. Der mutmaßliche Peiniger der Frau soll bei der Polizei sexuelle Handlungen zugegeben, die Vorwürfe - vor allem Gewalt – aber heruntergespielt haben. Er soll dabei erschreckend weit gegangen sein. Damals habe er auch erklärt, sie habe sich nicht gewehrt, hieß es am Rande der Verhandlung.

Die Öffentlichkeit wurde ausgeschlossen, als die Aussagen der Angeklagten begannen. Susanne A. wird am Dienstag als Zeugin erwartet. Doch ihr Anwalt ist sich nicht sicher, ob sie es schaffen wird. „Ihr geht es sehr schlecht“, sagte er. Sie ist arbeitsunfähig, traut sich kaum aus dem Haus, kann sich nur mit Hilfe um ihr kleines Kind kümmern. „Sie hat den Glauben an die Menschheit verloren.“

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