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Polizeieinsatz in Berlin-Kreuzberg: Ein 29-jähriger Mann ist am vergangenen Freitag angeschossen und schwer verletzt worden.

© Christophe Gateau/dpa

Update

Eskaliert ein Clanstreit in Berlin-Kreuzberg?: Polizei prüft mehrere Straftaten im Zusammenhang mit Schüssen am Freitag

In Kreuzberg wird ein 71-Jähriger bedroht, Unbekannte zerschlagen Scheiben, die Polizei entdeckt Baseballschläger: Offenbar setzt sich eine Clan-Fehde fort.

Wenige Tage nach Schüssen auf einen 29-jährigen Mann in Berlin-Kreuzberg ist es offenbar zu einer Fortsetzung der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern arabischstämmiger Großfamilien gekommen. Dadurch wurde am Montagabend ein größerer Polizeieinsatz ausgelöst.

Fotos und Videos aus der Nacht zeigen abgesperrte Straßen, Blaulichter und zahlreiche vermummte Polizisten, zum Teil mit Helmen und Maschinenpistolen. Verletzte gab es diesmal aber nicht, wie eine Sprecherin der Polizei am Dienstag sagte.

Nach mehreren Vorfällen in Berlin-Kreuzberg am Montagabend prüft die Polizei einen Zusammenhang mit den Schüssen auf den 29-Jährigen in der Mittenwalder Straße. "Vermutlich im Zusammenhang mit einem versuchten Tötungsdelikt in der vergangenen Woche setzten sich gestern Abend die Streitigkeiten zwischen Mitgliedern mehrerer Familien in Kreuzberg fort", teilte die Behörde am Dienstagnachmittag mit.

Konkret geht es um die Bedrohung eines Angehörigen des Verletzten und um Sachbeschädigungen. Wie eine Polizeisprecherin am Vormittag gesagt hatte, seien Beteiligte vom vergangenen Freitag erneut Teil der Auseinandersetzungen gewesen.

Nach Angaben der Polizei gab es am Montagabend mehrere Vorfälle. So sollen ersten Ermittlungen zufolge mehrere Männer gegen 21.50 Uhr mit Gegenständen die Fensterscheiben einer Erdgeschosswohnung zerschlagen haben. Dann soll die Gruppe mit mehreren Fahrzeugen geflüchtet sein, teilte die Polizei mit. Das hatte einen größeren Polizeieinsatz zur Folge.

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In der Mittenwalder Straße hätten Einsatzkräfte vier mutmaßlich tatbeteiligte Männer in der Nähe eines Autos entdeckt. Bei den Männern im Alter von 22, 23, 24 und 49 und im Auto wurden Baseballschläger, Messer und Reizstoffsprühgeräte sichergestellt. Die Tatverdächtigen seien erkennungsdienstlich behandelt und anschließend entlassen worden. Das Auto, laut einer Sprecherin handelte es sich um einen Audi, wurde sichergestellt.

Weiter hieß es von der Polizei, hätten sich um kurz vor 22 Uhr vier Insassen eines anderen Autos an die Einsatzkräfte gewandt und angegeben, dass Unbekannte in der Nähe den Wagen beschädigt haben sollen und flüchteten.

Großvater des angeschossenen 29-Jährigen bedroht

Außerdem alarmierte gegen 22.30 Uhr ein 71-Jähriger die Beamten zu seiner Wohnung in Kreuzberg: Er habe angezeigt, dass er kurz zuvor von mehreren Unbekannten durch die geschlossene Wohnungstür und am Telefon bedroht wurde, hieß es von der Polizei. Bei dem Mann handelt es sich laut der Sprecherin um den Großvater des angeschossenen 29-Jährigen. Ein Zusammenhang zu der Tat in der Mittenwalder Straße am Freitag werde geprüft.

Auch die genauen Hintergründe der fortgesetzten Übergriffe seien bislang unklar und Gegenstand der Ermittlungen, hieß es von der Polizei.

Wie berichtet, waren am Freitagabend in Kreuzberg mehrere Schüsse gefallen, wobei ein Mann schwer verletzt und notoperiert werden musste. Er gehört zu einer arabischen Großfamilie, hatte ein Sprecher der Polizei mitgeteilt. Man prüfe Verbindungen ins Clan-Milieu, hieß es.

Nach Schüssen in Kreuzberg werden Verbindungen ins Clan-Milieu geprüft

Wie die Polizei am Samstag zu dem Einsatz mitteilte, hielt sich der 29-Jährige mit mehreren Personen am Abend in der Mittenwalder Straße Ecke Fürbringer Straße auf, als Unbekannte sich ihm näherten und mehrere Schüsse auf ihn abgaben. Sie flüchteten mit einem Fahrzeug, das später in der Johanniter Straße sichergestellt wurde. Sie konnten zunächst unerkannt entkommen.

„Inwiefern ein Streit zwischen einzelnen Mitgliedern von arabischstämmigen Großfamilien der Grund für die Schussabgaben war, prüft derzeit die 2. Mordkommission des Landeskriminalamtes“, teilte die Polizei am Samstag mit.

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Mehrere Berliner Medien hatten am Dienstagmorgen über einen Polizeieinsatz in der Mittenwalder Straße wegen gewalttätiger Auseinandersetzungen am Montagabend berichtet. Angaben, wonach es eine Massenschlägerei gegeben haben soll, konnte die Polizei am Vormittag auf Nachfrage nicht bestätigen.

Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und Bedrohung und untersucht einen Zusammenhang mit der Tat vom Freitagabend und der vermuteten Beteiligung von kriminellen Mitgliedern arabischstämmiger Clans.

Clan- und organisierte Kriminalität ist seit längerem in Berlin und in anderen Bundesländern ein Thema. In den vergangenen Wochen sorgten gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern eines arabischstämmigen Clans und kriminellen Tschetschenen für Schlagzeilen. Außerdem wurden ein Jahr nach dem Juwelendiebstahl in der Dresdner Schatzkammer Grünes Gewölbe Clanmitglieder als mutmaßliche Täter verhaftet.

Thomas Spaniel, Landesvize der Gewerkschaft der Polizei (GdP), teilte mit: „Man sieht derzeit sehr deutlich, dass in der organisierten Kriminalität gerade wieder verstärkt um Einfluss konkurriert wird. Dass das nicht nur bei Showveranstaltungen mit Apfelschorle und Fanta und in friedlichen Gesprächen passiert, sondern des Öfteren mit Baseballschlägern und Schusswaffen auf der Straße ist auch keine neue Erkenntnis“, so der Gewerkschafter. „Berlin ist das Epizentrum krimineller Gruppierungen aus arabischen Großfamilien, die den Rechtsstaat und sämtliche in unserem Land geltenden Regeln ablehnen.“ (Tsp,dpa)

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