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Polizei & Justiz: Hinrichtung am Uferweg

Opfer war Unternehmer mit Russland-Kontakten Mafiahintergrund will Polizei aber nicht bestätigen

Der 59-Jährige führte auf der Uferpromenade an der Fischerinsel seinen Hund aus, als ein Unbekannter mehrmals auf ihn schoss. Beim Opfer handelt es sich um den Geschäftsmann Friedhelm Sodenkamp, der nach Angaben der Polizei dort regelmäßig mit seinem Hund spazieren ging. Die Hintergründe der Tat vom Montagabend sind laut Ermittler unklar. Offenbar hatte niemand die Tat beobachtet.

Der Rechtsexperte mit Kontakten nach Russland hatte in der Alten Jakobstraße zusammen mit einem Partner seinen Firmensitz. Viele Anwohner kennen das Mordopfer vom Sehen. Wegen seiner sportlichen Erscheinung, oft trug er Jeans, hätten ihn wohl die wenigsten für einen Geschäftsmann gehalten. Neben dem Büro soll er eine Wohnung im Karree besessen haben, denn auch an Wochenenden wurde der groß gewachsene Mann gesehen. Nach dem Verbrechen haben Anwohner Sodenkamps Hund allein durch die Alte Jakobstraße streunen sehen.

Die Sekretärin des Opfers will nichts sagen. Sie sitzt mit einer Kollegin am Empfang eines nüchternen Büro im vierten Geschoss des Geschäftshauses. Am Briefkasten des Büros stehen die Namen von neun Firmen. Bei einigen von ihnen war Sodenkamp als Geschäftsführer tätig, oft zusammen mit seinem Partner, der meistens als Eigentümer eingetragen ist. Gehandelt wird laut Handelsregister mit Immobilien, aber auch mit Kraftfahrzeugen, kosmetischen Produkten, Oberbekleidung und Sonnenstudios. Sogar Dienstleistungen im Bank- und Finanzwesen zählen zu den eingetragenen Tätigkeiten der Firmen. Die Umsätze bewegen sich teilweise in Millionenhöhe.

Dem Volljuristen wurde 2000 nach Angaben der Rechtsanwaltkammer Hamm die Zulassung als Anwalt entzogen. Angeblich soll gegen Sodenkamp auch einmal wegen Betrugs ermittelt worden sein. Die Staatsanwaltschaft bestätigte dies nicht.

Geschäftliche Verbindungen des Opfers soll es auch nach Russland geben. Mutmaßungen über einen Mafiahintergrund der Bluttat bestätigten die Ermittler gestern nicht. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Michael Grunwald, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Erst Ende der vergangenen Woche hatte das Landeskriminalamt darauf hingewiesen, dass Berlin neben London und New York zu den drei Zentren der russischen Mafia zähle. Die organisierten Kriminellen seien hier insbesondere bei Straftaten wie Geldwäsche, Wirtschaftskriminalität oder Menschenhandel aktiv .

Die Polizei bittet um Hilfe bei den Ermittlungen und nimmt Hinweise unter der Telefonnummer 4664-91170 oder in jeder Polizeidienststelle entgegen.

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