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Das Gebiet um den Hells Angels Vereinstreff "Germanenhof" ist komplett abgesperrt.

© Claus-Dieter Steyer

Hohenschönhausen: 500 Polizeibeamte kontrollieren Jahrestreffen der Hells Angels

Am späten Freitagnachmittag startete die Berliner Polizei eine der größten Aktionen gegen Rocker deutschlandweit. Der Vereinstreffpunkt in Hohenschönhausen wurde weiträumig abgesperrt.

Die Berliner Polizei hat am Freitagabend Stärke gegenüber der Rockergruppe „Hells Angels“ demonstriert. Mit rund 500 Beamten riegelte sie in Hohenschönhausen das Lokal „Germanenhof“ ab, wo die Mitglieder der Rockervereinigung ihr Jahresendtreffen abhielten. Niemand gelangte ohne Leibesvisitation und Ausweiskontrolle hinter die Absperrgitter zum Eingang der Kneipe in der Zingster Straße. Vor allem suchten die Polizisten nach Waffen und Symbolen verbotener Organisationen. Erwartet hatte sie zwischen 500 und 600 Rocker aus ganz Berlin, dem Bundesgebiet und sogar aus dem Ausland. Tatsächlich kamen wohl nur um die 200 Mitglieder. Nach Auskunft der Polizei handelte es sich um einen der größten Präventiveinsätze gegen die „Hells Angels“ in Berlin. Für alle Fälle hatte sie auch Hunde und Wasserwerfer mitgebracht. Bis zum späten Abend wurden keine Waffen gefunden.

„Wir wollen zeigen, dass sich das Gewaltmonopol nach wie vor bei der Polizei befindet“, sagte der neue Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt. „Das sollen gerade die ‘Hells Angels‘ spüren, von denen nach wie vor eine latente Gefahr ausgeht.“ Man wolle der Gruppierung keine Möglichkeit zum öffentlichen Auftritt auf den Straßen der Umgebung oder an einem anderen Ort in der Stadt bieten.

Anders als bei anderen Rockertreffen dieser Art fehlt am Freitag ein wichtiges Erkennungszeichen – die aufgemotzten Maschinen der Marke „Harley Davidson“. Angesichts der kühlen Temperaturen verzichteten die angeblich so harten Männer auf ihr oft zur Schau gestelltes Zweirad, sondern bevorzugten die Anreise im Pkw. Ebenso verzichteten sie auf Stiefel und andere Utensilien. Stattdessen sah man gestern viele Sportschuhe an den Füßen. Einige Teilnehmer führten sogar ihre Kinder und Freundinnen an der Hand und trugen Geschenke in den Saal.

Diesen hatten die „Hells Angels“ mit einer Plane auf dem Fußweg abgeschirmt, so dass kein Fremder die Feier verfolgen konnte. Im „Germanenhof“ war die Polizei nicht vertreten. „Das ist eine Privatveranstaltung“, erklärte der Polizeipräsident. „Nur wenn einer der Gäste die 110 wählt, kommen wir natürlich zu Hilfe.“

Polizeichef Kandt: „Das Gewaltmonopol liegt immer noch beim Staat“

Das Rocker-Treffen findet im Vereinstreff "Germanenhof" in Hohenschönhausen statt.
Das Rocker-Treffen findet im Vereinstreff "Germanenhof" in Hohenschönhausen statt.

© dpa

Der neue Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt überzeugte sich persönlich vom Ablauf der Aktion. „Das Gewaltmonopol liegt immer noch beim Staat“, sagte Klaus Kandt. „Das wollen wir gerade hier vor den ‚Hells Angels’ demonstrierten.“ Deshalb werde die Polizei jede Präsentation der Rocker auf den Straßen der Umgebung oder an einem anderen Ort in der Stadt verhindern. „Von den ‚Hells Angels’ geht eine latente Gefahr aus“, sagte Kandt. „Aber wir als Polizei lassen uns nicht in die Defensive drängen.

Anwohner der Zingster Straße beobachteten das Treiben mit gemischten Gefühlen. Viele kamen mit dicken Einkaufstüten aus dem nahen „Linden-Center“ und fragten die Polizisten nach dem Grund ihres Einsatzes. Die gaben bereitwillig Auskunft und erhielten durchweg positive Reaktionen. „Ich mag diese Typen in unserer Nachbarschaft nicht“, sagte etwas die 19.-jährige Jessica N. „Es ist gut, dass sie sich hier nicht unbeobachtet zu ihrer Feier treffen können.“

Um mögliche Auseinandersetzungen zu verhindern, brachte die Polizei mehrere Wasserwerfer in Stellung. Alle Kontrollstellen waren hell ausgeleuchtet. Zur fachlichen Unterstützung beteiligten sich auch Spezialisten für die Rockerszene des Landeskriminalamtes am Einsatz. „Die kennen am besten die führenden Kräfte“, sagte ein Polizeisprecher. Auch auf Festnahmen ist die Polizei vorbereitet.

In den ersten Stunden der Kontrolle verlief die Aktion weitgehend ruhig. Auch die „Bandidos“ hielten sich zurück und machten sich offenbar nicht auf den Weg nach Hohenschönhausen, um hier ihre Gegner zu treffen.

In der Rockerszene gelten solche Treffen am Jahresende als wichtiges Ritual und als Statussymbol. Deshalb suchen sie sich nicht etwa abgelegene Kneipen als Treffpunkt, sondern Lokale in Berlin. Hohenschönhausen ist seit Jahren einer der Schwerpunkte für die Gruppe in Berlin. Im Sommer 2009 war hier ein Motorradrocker auf offener Straße erschossen worden. Der Tatort liegt ganz in der Nähe zum Treffpunkt am Freitag.          

Der 47-jährige Rocker André Sommer war im Juni dieses Jahres vor dem „Germanenhof“, seiner Kneipe, mit vier Schüssen lebensgefährlich verletzt worden. Nur eine Not-OP rettete sein Leben.

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