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Poker Poker-Raub

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Hyatt-Hotel: Zweiter Pokerturnier-Räuber gefasst

Nachdem sich ein 21-Jähriger gestellt hatte, konnte die Polizei inzwischen einen weiteren Mann festnehmen. Dieser wurde als der gesuchte Ahmad El-A. identifiziert. Zwei weitere Verdächtige sind auf der Flucht.

Am späten Nachmittag hatte die Polizei dann schon die halbe Bande erwischt: Nachdem sich bereits am Montag einer der Verdächtigten gestellt hatte, konnte die Polizei gestern am späten Nachmittag im U-Bahnhof Rosenthaler Platz in Mitte den zweiten von vier mutmaßlichen Pokerräubern festnehmen – „eher zufällig bei einer Routinekontrolle“, wie es im Polizeipräsidium am Abend hieß. Die Beamten waren gegen 17.15 Uhr eigentlich wegen eines Streits in den U-Bahnhof geeilt, doch der hatte sich längst aufgelöst – da kontrollierten die Polizisten noch schnell eine andere Gruppe von vier Männern, die sich dort aufhielt. Einer war der staatenlose Ahmad El-A. Er soll zu den Polizisten gesagt haben: „Ihr sucht mich eh schon.“ Dann wurde er abgeführt.

Der 20-Jährige Ahmad El-A. aus Kreuzberg ist kein Unbekannter bei der Polizei, er soll schon sieben Mal als Tatverdächtiger in das Visier der Beamten geraten sein. Noch am Abend wurde er im Landeskriminalamt am Tempelhofer Damm vernommen. Zwei der vier Männer sind also in Haft, das ist der Stand vom späten Mittwochabend. Auch die beiden anderen Flüchtigen kommen aus Neukölln und Kreuzberg, sind einschlägig bekannt – und mit 200 000 Euro Beute auf der Flucht, die sie am 6. März erbeutet hatten.

Gesucht wurde in der Nacht noch ein 19-Jähriger, der in Deutschland geborene Jihad Khaled Chetwie. Er wurde mehrfach wegen Raubes und Körperverletzung verurteilt. Der zweite Mann, der am Mittwochabend noch gesucht wurde, ist der 20 Jahre alte Mustafa Ucarkus aus Neukölln. Er wird als Intensivtäter geführt und war bereits wegen mehrerer Raubüberfälle in Haft.

„Der Fall ist weitgehend aufgeklärt“, hatte Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra schon am Morgen gesagt. Zum Ermittlungserfolg verhalf der 21-jährige Deutsche mit Migrationshintergrund, der auf den Videos des Überfalls an seiner roten Jacke zu erkennen ist. Am Montag hatte er sich der Polizei gestellt – und die Tat gestanden. Auf seine Spur waren die Ermittler durch Zeugenaussagen zum Fluchtwagen gekommen. Der schwarze Mercedes, der inzwischen sichergestellt wurde, habe direkte Hinweise auf den Verhafteten geliefert, sagte Kriminaldirektor Stefan Teller. Vermutlich ahnte der Täter, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die Polizei ihn gefasst hätte. Der junge Mann, der mit Anwalt bei den Ermittlern erschien, nannte den Beamten „nach intensiver Befragung“ die Namen seiner Komplizen.

„Das Ding war zu krass, die hätten wissen müssen, dass sie danach nicht wegkommen werden“, sagte ein Ermittler, der sich jahrelang mit spektakulären Raubtaten befasst hat. „Deren Chance wäre allenfalls das Ausland gewesen, und damit ist nicht Polen oder Italien gemeint, sondern richtig, richtig weit weg.“

Als am Dienstag schließlich Spezialeinsatzkommandos die Wohnungen der Tatverdächtigen stürmten, waren diese schon geflüchtet. Nach Darstellung des Verhafteten war er derjenige, der vor dem Überfall den späteren Tatort ausgekundschaftet hatte. Nach der Tat hätten die Männer das Geld geteilt. Der 21-Jährige kündigte an, seinen derzeit versteckten Anteil zurückzugeben. Ob dem geständigen Täter ein Deal angeboten worden ist? „Wir versprechen nur die Gerichtsverhandlung“, sagte Staatsanwalt Kamstra. Allerdings sei denkbar, dass in diesem Fall die Kronzeugenregelung in Betracht komme. Danach kann einem Täter, der die gesamte Tat aufzuklären hilft, eine milde Strafe oder sogar Straffreiheit in Aussicht gestellt werden. Bereits am Freitag hatte die Polizei einen Verdächtigen festgenommen, der aber für die Tatzeit ein Alibi vorweisen konnte und freigelassen wurde. Merkwürdig ist, dass bei ihm ein Zettel mit sechs Namen gefunden wurde, darunter drei der mutmaßlichen Täter beim Poker-Raub. Der Fund bleibt Ermittlungsgegenstand.

Kriminologe Heinz Cornel von der Alice-Salomon-Hochschule erwartet nicht, dass die flüchtigen Räuber entkommen. „Mit der Veröffentlichung ihrer Namen haben die Täter keine Chance mehr, ein geregeltes Leben zu führen“, sagte Cornel. Die Beute sei zu gering, um ein neues Leben im Ausland zu starten, außerdem versuche in so einer Situation jeder das Beste für sich herauszuholen. „Wenn die nicht ganz enge Verbindungen haben, wird die Gruppe die enorme Spannung nicht aushalten.“ Irgendwann werde der nächste Täter aufgeben.

Bestätigt fühlen dürfte sich die Polizeigewerkschaft. Sie hatte nach der Tat eine schnelle Festnahme prophezeit – etwas voreilig, mutmaßten Kritiker. Der Polizeiverband sprach über die Tat vor laufenden Überwachungskameras sogar von einer „neuen Dimension von Dummheit“.

Elf Tage hat es nun gedauert, da waren es nur noch zwei Flüchtige.

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