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Justiz: Möchtegern-Mafiosi vor Gericht

Bei fast 40 italienischen Restaurants hatten sich die beiden Männer als Mafia-Angehörige ausgegeben, mit "Schmerzen" gedroht und Schutzgeld gefordert. Doch die Wirte ließen sich nicht einschüchtern und erstatteten Anzeige. Jetzt beginnt der Prozess gegen die beiden Täter.

Ein Italiener und ein staatenloser Palästinenser müssen sich seit Dienstag wegen versuchter Schutzgelderpressung vor dem Berliner Landgericht verantworten. Den 27 und 26 Jahre alten Männern wird vorgeworfen, im Dezember vorigen Jahres versucht zu haben, Schutzgeld von rund 40 italienischen Restaurants in Berlin zu erpressen. Bei der Übergabe der Erpresserschreiben soll der gebürtige Römer betont einen süditalienischen Dialekt gesprochen haben, um eine Verbindung zur Mafia vorzugeben.

Zur Zahlung der Schutzgelder kam es jedoch nie. Die Wirte hatten sich nicht einschüchtern lassen und stattdessen Anzeige erstattet. Am Silvesterabend wurden die Angeklagten festgenommen. In den Drohbriefen sei von einer "Unterstützungsgenossenschaft mit zehnjähriger Erfahrung" gesprochen worden, die den Wirten und ihren Familien Schutz gegen eine monatlich "spontane Spende" für ihren "heiligen Beschützer" nahe legte. Im Fall der Nichtzahlung sei mit "Schmerzen" gedroht worden, heißt es.

Laut Anklage geht auch der Brandanschlag am zweiten Weihnachtsfeiertag 2007 auf ein Lokal in Wilmersdorf auf das Konto des Italieners. Durch eine eingeschlagene Scheibe soll er Benzin verschüttet und angezündet haben. Das Feuer erlosch aber von selbst. Zu Prozessbeginn wurde nur die Anklage verlesen. Der 26-jährige Angeklagte bestritt am Rande des Verfahrens, von den Erpresserschreiben gewusst zu haben.

Seinen Angaben nach war er von dem Italiener gebeten worden, ihm beim Verteilen von "Weihnachtskarten" zu helfen, weil dieser sich nicht in der Stadt auskannte. Er habe ihn zu den Restaurants gefahren, sei aber nicht mit hineingegangen, sagte der Kellner. Der Mitangeklagte sei ein "Alleingänger". Verbindungen zur Mafia haben sich im Ermittlungsverfahren nicht bestätigt. Der bis November terminierte Prozess wird am 16. Juli fortgesetzt. (lee/ddp)

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