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KaDeWe-Überfall: Polizei will Juwelen-Coup im Labor lösen

Ermittler setzen auf DNA-Test, Fingerprint und Spezialkamera. Die beiden Brüder werden heute nach Berlin gebracht. In der Berliner Kriminalgeschichte ist der Fall einzigartig.

Die beiden mutmaßlichen KaDeWe-Einbrecher, die die dortige Filiale des Juweliers Christ leer geräumt haben sollen, werden wahrscheinlich an diesem Dienstag aus der U-Haft in Niedersachsen nach Berlin verlegt. Dienstags ist in der Justizvollzugsanstalt Moabit immer „Einfahrertag“, wie es im Justizjargon heißt. Die 27-jährigen Zwillingsbrüder Hassan und Abbas O. haben sich nach wie vor nicht zu den Tatvorwürfen geäußert. Sie waren am vorigen Mittwoch in Rotenburg (Wümme) wegen Verdachts des bandenmäßigen Diebstahls verhaftet worden. Die Polizei fahndet noch nach mindestens einem weiteren Komplizen.

Zu den Libanesen führten offenbar Spuren an einem Latexhandschuh – möglicherweise ein Schweißtropfen – und eine Strickleiter, die von den Juwelendieben im Kaufhaus zurückgelassen worden war. Dies bestätigte ein Ermittler dem Tagesspiegel. Ob an den Beweisstücken DNA-Spuren sichergestellt werden können und ob diese von einem der beiden Tatverdächtigen stammen, muss nun im Labor untersucht werden.

Der Fall ist bisher einzigartig in der Berliner Kriminalgeschichte

Sollte das der Fall sein, wird sich das DNA-Material trotzdem nicht mit hundertprozentiger Sicherheit einem der Brüder zuordnen lassen, denn genetisch sind eineiige Zwillinge gleich. Bei Fällen von ungeklärter Vaterschaft beispielsweise lässt sich nicht sagen, wer der infrage kommenden Brüder der Erzeuger des Kindes ist. „Zu unterscheiden sind eineiige Zwillinge allein durch ihren Fingerabdruck“, sagt ein Experte. „Deshalb ist dieser Fall in der Berliner Kriminalgeschichte bislang einzigartig.“ Entscheidend sei nun, ob die Polizei an dem Latexhandschuh und der Strickleiter Fingerabdrücke sichern konnte. Auskunft darüber gibt es derzeit nicht.

Zudem können die Ermittler des Landeskriminalamtes mit einer Spezialkamera prüfen, ob beispielsweise die bei den Wohnungsdurchsuchungen sichergestellten Kleidungsstücke auf den Videoaufzeichnungen der Tat zu erkennen sind. In einer Spezialanalyse ermitteln die Beamten Größe, Gewicht und Statur der Männer auf den Videobildern und vergleichen sie mit den Maßen von Hassan und Abbas O.

Von der Beute fehlt noch jede Spur

Wie berichtet, hatte ein Wachschützer am frühen Morgen des 26. Januar entdeckt, dass Juwelendiebe ins KaDeWe am Wittenbergplatz eingestiegen waren. Sie hatten Schmuck und Uhren im Wert von etwa fünf Millionen Euro aus den Vitrinen des Juweliers Christ im Erdgeschoss gestohlen. Dabei war die Bande – auf den Videobildern sind drei vermummte Täter zu sehen – am 25. Januar über ein Vordach an der Seitenfassade zur Ansbacher Straße durch ein Fenster ins Kaufhaus eingestiegen. Offenbar schafften sie es, die Bewegungsmelder zu umgehen: Die Alarmanlage hatte nicht angeschlagen.

Die beiden verhafteten Zwillinge Abbas und Hassan O. gehören zu einem libanesischen Großfamilienclan. Beide sollen in Niedersachsen schon polizeibekannt sein. In Berlin, wo sie Verwandte haben, sind sie nach Angaben der Justiz bislang noch nicht straffällig geworden. Von der gestohlenen Beute fehlt noch jede Spur.

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