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Köpenick: Schießwütiger Rentner in Psychiatrie eingewiesen

Der 72-jährige Berliner, der am Wochenende in Wendisch Rietz um sich geschossen hat, muss sich auf einen Gefängnisaufenthalt einstellen. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl gegen ihn und veranlasste, den Rentner in eine geschlossene Psychiatrie einzuweisen.

Von Sandra Dassler

Der 72-Jährige, der am Sonntag auf seinem Wochenendgrundstück um sich schoss und auch auf einen Polizisten feuerte, wird in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Das entschied ein Haftrichter in Fürstenwalde, dem der Mann am gestrigen Dienstag vorgeführt worden war. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) hatte zuvor Haftbefehl wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und illegalen Waffenbesitzes beantragt. Sie will jedoch keine Beschwerde gegen die Entscheidung des Gerichts einlegen.

"Unser Vertreter hat nach Beratung mit dem Richter der einstweiligen Unterbringung des Rentners in einer psychiatrischen Einrichtung zugestimmt", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Neff, dem Tagesspiegel. Sowohl der Haftrichter als auch die Staatsanwaltschaft gingen davon aus, dass er eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstelle. Nun müsse ein Gutachten klären, ob der Mann psychisch krank und damit entweder schuldunfähig oder vermindert schuldfähig sei.

Wie berichtet hatte der aus Berlin stammende Rentner sich am Sonntagabend mehrere Stunden lang in seinem Wochenendhaus verbarrikadiert und einen der von Anwohnern benachrichtigten Polizisten offenbar nur deshalb nicht verletzt, weil die Kugel von der Kleidung und der Handytasche des Beamten an seiner Hüfte abgeprallt war.

Trotzdem geht die Staatsanwaltschaft nicht von versuchtem Totschlag aus: Ein Sprecher begründete dies damit, dass der Schütze – nachdem der Beamte erkennbar noch lebte – nicht weiter geschossen habe. Dies könne man als "strafbefreienden Rücktritt vom Versuch" werten. Ohnehin sei dem Mann, der die Polizisten als "Terroristen" beschimpft hatte, kein Tötungsvorsatz nachzuweisen.

Im Wochenendhaus in Wendisch Rietz, wo sich der 72-Jährige mit seiner Frau die meiste Zeit des Jahres aufhalten soll, hatte die Polizei sieben Pistolen und Revolver, zwei Luftgewehre, mehrere Jagdmesser und über tausend Schuss Munition sichergestellt. Am Hauptwohnsitz des Mannes in Berlin-Köpenick fanden die Beamten hingegen keine Waffen.

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft besaß der Rentner keine Erlaubnis für den Besitz scharfer Waffen. Er sei zwar Mitglied in einem Schützenverein, habe dort aber stets nur mit den vereinseigenen Waffen geschossen, hieß es.

Noch ist nach Aussagen der Ermittler auch nicht klar, woher die tausend Schuss Munition stammen und ob es sich bei den Pistolen und Revolvern um illegal besorgte Waffen, um selbst gebaute oder umgebaute Exemplare handelt. Experten des Landeskriminalamtes würden dies momentan untersuchen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Dass der Rentner – wie Anwohner berichteten – bereits vor dem Vorfall am Sonntagabend "immer mal wieder auf seinem Grundstück herumgeballert" habe, wollten die Ermittler gestern nicht bestätigen. Entsprechende Anzeigen habe es jedenfalls nicht gegeben. Der Polizei sei der Mann vorher nicht aufgefallen.

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