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Kriminalität: Mit Härte und Haft erfolgreich gegen junge Serientäter

Jeder zweite der 552 "Intensivtäter" sitzt im Knast. Die Zusammenarbeit von Justiz und Polizei scheint zu wirken.

Die kompromisslose Härte von Justiz und Polizei gegen Intensivtäter hat messbaren Erfolg. In der für Neukölln und Kreuzberg zuständigen Polizeidirektion 5 sitzen derzeit 54 Prozent der registrierten Serientäter in Haft: In Zahlen waren das am Freitag 92 von 171. Und das sei nur eine durchschnittliche Quote, sagt der zuständige Kommissariatsleiter Andreas Wolter. Der Rekord habe im Herbst bei 58 Prozent gelegen. Ähnliche Zahlen gibt es auch in den anderen Direktionen. Vorbei sind damit Zustände wie zu Beginn des Jahrzehnts, als jede Woche spektakuläre Kriminalfälle von Intensivtätern Schlagzeilen machten – damals gab es zwar fast gleich viele Serientäter, aber nur wenige von ihnen saßen ein.

Die Aussicht, hinter Gittern zu landen, bremst auch die nicht inhaftierten: Die Zahl der Raubtaten ist in den vergangenen beiden Jahren berlinweit deutlich zurückgegangen. Polizeipräsident Dieter Glietsch hat es kürzlich so formuliert: „Diese Inhaftierungen haben sich herumgesprochen in der einschlägigen Szene.“

171 der 552 Berliner Intensivtäter werden in der Direktion 5 betreut, „unsere Patienten“, wie sie der Kripo-Chef der Direktion 5, Manfred Schmandra, nennt. Einige seien wegen der harten Strafen gegen Räuber mittlerweile auf Betrügereien umgestiegen. Einen Vorteil hat das immerhin in der öffentlichen Wahrnehmung: Es wird weniger Angst und Schrecken auf der Straße verbreitet.

Erfolge gibt es auch bei den Jugendgangs: „Plündernde, marodierende Horden wie in den 90er Jahren gibt es nicht mehr“, sagt Wolter. 2009 waren die „Bergmann-Boys“ kurzzeitig im Kiez negativ aufgefallen, „das haben wir abgestellt“: Die beiden Wortführer der lose organisierten Bande wurden wegen zahlreicher Raubüberfälle und Sachbeschädigungen eingesperrt: Einer sitzt in Haft, der zweite in Thüringen in einem Heim, verschickt vom Jugendamt – und die anderen sind friedlicher geworden: „Die haben gesehen, was das einbringt.“ Der Rest der Gang weiß, dass er weiter unter Beobachtung des Kreuzberger Polizeiabschnitts 52 steht; als „kiezorientierte Mehrfachtäter“. Es sind Kinder, bei denen sich eine kriminelle Karriere abzuzeichnen beginnt und die Vorstufe zu Intensivtätern.

Und bei denen ziehen die Jugendämter mittlerweile am gleichen Strang, lobt die Polizeidirektion 5. Denn bei strafunmündigen Kindern sind Polizei und Justiz machtlos. Das Jugendamt Neukölln zum Beispiel hat einen durch Dutzende Straftaten aufgefallenen Zwölfjährigen bereits für mehr als ein Jahr in ein Heim eingewiesen.

Dass die beiden Jungen schon nach wenigen Monaten von der Straße weggeholt wurden, ist nur ein Erfolgsbeispiel der sogenannten „täterorientierten Ermittlungen“: Jeder Jugendliche, der mit vielen Straftaten auffällt, bekommt einen Polizisten aus Wolters Spezialkommissariat quasi an die Seite gestellt. Der erfährt von jedem neuen Delikt. Früher ermittelten je nach Tatort und Delikt diverse Kommissariate, oft ohne voneinander zu wissen; viele Verfahren wurden eingestellt. Da es bei der Justiz ähnlich war, kamen die Täter häufig mit geringsten Strafen wie einem Tadel oder wenigen Tagen Arrest davon – weil den Richtern oft gar nicht klar war, wie viele Einträge manche Jugendliche schon in der Akte hatten.

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