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Lichterfelde: Unbekannte verprügeln Busfahrer

Zwei unbekannte Männer haben am Mittwochabend in Lichterfelde einen Busfahrer brutal angegriffen. Der Bus stand an der Endhaltestelle, als die Männer den Fahrer aufforderten, die Tür zu öffnen. Dann schlugen sie zu. CDU und Verdi setzen sich derweil für härtere Strafen ein.

Die Täter baten den 49-Jährigen an der Endhaltestelle der Linie 248 in der Réaumurstraße gegen 22:50 Uhr unter dem Vorwand, eine Frage zu haben, die Tür zu öffnen, sagte ein Polizeisprecher Tagesspiegel Online. Als der Busfahrer aufstand und dies tat, schlug ihm ein Mann ins Gesicht. Der andere trat ihm in den Unterleib. Vorher hatte es nach Angaben der Polizei keine Auseinandersetzung gegeben. Auch geraubt wurde nichts. „Wir gehen davon aus, dass die Täter den Busfahrer zielgerecht verletzen wollten“, sagte der Polizeisprecher.

Nach ersten Aussagen des Busfahrers soll es sich bei den Tätern um zwei Männer im Alter zwischen 19 und 25 Jahren handeln. „Der Fahrer beschrieb sie als südeuropäisch aussehend, einer davon sprach gebrochen Deutsch“, sagte der Polizeisprecher. Einer der Täter war mit einer weißen Baseballkappe und einer weißen Kapuzenjacke bekleidet.

Die Täter flüchteten. Das 49-jährige Opfer wurde leicht verletzt und ambulant im Krankenhaus behandelt.

Knapp 600 Angriffe auf Berliner Busfahrer und Kontrolleure hat es im vergangenen Jahr gegeben. Derzeit steht in Moabit eine Jugendgruppe vor Gericht. Die Angeklagten sollen einem 38-jährigen Busfahrer mit einer Gaspistole ins Gesicht geschossen haben.

Angriffe auf Bus- und Bahnpersonal sollen eigener Straftatbestand werden

Härtere Strafen gegen Angreifer im öffentlichen Nahverkehr werden von vielen Seiten gefordert. Generalstaatsanwalt Ralf Rother etwa möchte, dass in solchen Fällen nicht nur Geldbußen verhängt werden. Eine ungewöhnliche Allianz aus CDU und der Gewerkschaft Verdi kämpft zusammen für eine Gesetzesänderung: Angriffe gegen Bus- und Bahnpersonal sollen als eigener Straftatbestand gewertet werden. Übergriffe auf Beschäftigte des Nahverkehrs fänden schließlich im öffentlichen Raum statt, richteten sich dadurch gegen die Allgemeinheit und gefährdeten die Sicherheit aller Fahrgäste, so die Argumentation.

Der Berliner CDU-Mann und Jurist Niels Korte will über die Unions-Abgeordneten im Bundestag einen entsprechenden Gesetzesvorschlag einbringen. Konkret soll der Strafrechtsparagraf 316b – Störung öffentlicher Betriebe – ergänzt werden: Wer den Verkehr „dadurch verhindert oder stört, dass er eine dem Betrieb dienende Sache zerstört, beschädigt, beseitigt, verändert oder unbrauchbar macht, die Fahrzeugführer des öffentlichen Personennahverkehrs tätlich angreift oder die für den Betrieb bestimmte elektrische Kraft entzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft“. Korte plädiert für eine Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr, weil so sichergestellt sei, dass die Behörden die Verfolgung nicht wegen geringem öffentlichen Interesse einstellen könnten. Der CDU-Mann geht davon aus, dass die Initiative bis Jahresende zum Gesetz werden könnte. Schließlich handele es sich um ein „sehr vernünftiges Anliegen“, sagte der Jurist, gegen das aus kaum einer politischen Sicht etwas spreche. Verdi unterstützt die Gesetzesinitiative mit einer Unterschriftensammlung. Fast 30.000 habe man schon zusammen, ab 50 000 muss sich der Bundestag mit dem Anliegen befassen.

"Sicherheitsscheibe" schirmt nach hinten ab

Um Übergriffe wenigstens während der Fahrt einzuschränken, sind alle 1300 Berliner BVG-Busse inzwischen mit einer Sicherheitsscheibe ausgestattet. Die Schutzscheibe schirmt den Fahrer nach hinten hin ab. Unter Mitarbeitern wird sie deshalb auch Hinterohrscheibe genannt. Im aktuellen Lichterfelder Fall war eine solche Scheibe allerdings kaum hilfreich.

Auch im Fernverkehr ist man um weniger Gewalt bemüht. Die Bahngewerkschaften Transnet und GDBA hatten sich Ende 2009 mit Vertretern der Gewerkschaft der Polizei, der Allianz pro Schiene und der Deutschen Bahn zu einem Runden Tisch getroffen. (mit ddp)

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