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Mai-Demonstranten vor Gericht: Fall Rigo B. und Yunus K.: Untersuchungsausschuss gefordert

Der erste Prozess wegen versuchten Mordes bei Mai-Krawallen in Berlin könnte ein parlamentarisches Nachspiel haben. „Wir werden einen Untersuchungsausschuss fordern“, sagte die Anwältin des 17-jährigen Angeklagten Rigo B., dessen Haftbefehl aufgehoben worden war.

Die Arbeit der Polizei in diesem Fall sei zu prüfen. Ihr Mandant Rigo B. (17) und sein Freund Yunus K. (20) waren in Kreuzberg als mutmaßliche Werfer eines Molotow-Cocktails verhaftet worden. Siebeneinhalb Monate saßen sie in Untersuchungshaft und bereits mehr als drei Monate auf der Anklagebank, als die Richter in der vergangenen Woche überraschend die Haftbefehle aufhoben.

Für Rigo B. und Yunus K. gab es am letzten Prozesstag in diesem Jahr noch einmal die Bestätigung: Die Kammer sehe derzeit keinen dringenden Tatverdacht, sagte die Vorsitzende. Ein Urteil sei nach Einschätzung des Gerichts absehbar. „Noch im Januar“, könnte es zu einem Ende kommen. Nach der Freilassung der Jugendlichen wird allgemein mit Freispruch gerechnet. Aus Sicht der Richter muss nur noch ein Zeuge vernommen werden. Dabei handelt es sich um einen der Polizisten, der in dem umstrittenen Fall als „Vorgangsführer“ tätig war. Ob die Staatsanwaltschaft weitere Beweisanträge stellen wird, blieb zunächst offen. In einem Rechtsgespräch habe sich der Ankläger „inhaltlich nicht geäußert“, sagte die Richterin.

Die Jugendlichen sollen laut Anklage am Abend des 1. Mai eine Brandflasche Richtung Polizei geworfen haben. Drei Beamte belasteten die Schüler. Vom Wurf bis zur Festnahme wollen zwei der Beamten die Tatverdächtigen verfolgt haben. Andere Zeugen aber beschrieben einen Mann aus einer Gruppe von vier Personen, die ein Student fotografiert hatte, als Werfer. Der Mann trug wie Rigo B. ein weißes T-Shirt und ein Basecap. Die Verteidiger gingen von Anfang an von einer Verwechslung aus. Doch erst eine Anzeige der Anwälte führte im September zu Ermittlungen gegen zwei der Männer vom Foto. Der Prozess wird am 6. Januar fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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