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Die Mevlana-Moschee in Kreuzberg in der Nacht zum Dienstag.

© dpa

Update

Mevlana-Moschee in Berlin-Kreuzberg: Polizei findet Brandbeschleuniger im Schutt

Das Feuer in der Mevlana-Moschee in Kreuzberg könnte doch gelegt worden sein. Innensenator Henkel informierte den türkischen Generalkonsul über die neuen Erkenntnisse. Zum Freitagsgebet versammelten sich hunderte Menschen vor der Moschee.

Der Polizei liegt jetzt ein vorläufiges Ergebnis der Brandschutt-Untersuchung im Fall der Kreuzberger Mevlana-Moschee vor. Die kriminaltechnische Untersuchungsstelle der Polizei hat in den Brandresten Spuren einer brennbaren Flüssigkeit festgestellt. Die bisher laufenden intensiven gemeinsamen Ermittlungen des Brand- und Staatsschutzkommissariats werden daher in einer Soko beim polizeilichen Staatsschutz gebündelt. Diese soll nun herausfinden, ob die brennbare Flüssigkeit vorsätzlich zur Brandlegung benutzt wurde oder durch einen technischen Defekt oder fahrlässige Handhabung in Brand geriet, teilte die Polizei mit. "Ziel ist die schnelle und gesicherte Aufklärung der Brandursache", teilte das Präsidium weiter mit. Die offiziell "Ermittlungsgruppe Skalitzer Straße" genannte Soko besteht aus sieben Beamten, zum Teil Staatsschützer, zum Teil Brandermittler.

Berlins Innensenator Frank Henkel erklärte am Freitag: "Wenn in unserer Stadt religiöse Gebäude brennen, ganz gleich, ob es sich um Kirchen, Synagogen oder Moscheen handelt, dann nehme ich das äußerst ernst. Die Berliner Polizei wird nach den neuen Ermittlungserkenntnissen weiter alles dafür tun, um die Tatursache zu ermitteln. Wenn nur der Verdacht besteht, dass es sich um eine vorsätzliche Brandstiftung handeln könnte, muss dies dringend aufgeklärt werden. Ich habe volles Vertrauen in die Ermittlungsarbeit der Berliner Polizei. Mit der Bündelung der bisherigen Ermittlungen in einer Ermittlungsgruppe beim polizeilichen Staatsschutz wird diese Arbeit noch einmal intensiviert. Die Sicherheitsbehörden werden weiterhin mit dem gebotenen Nachdruck und hoher Sensibilität handeln. Die Berliner Polizei hat in den letzten Tagen in einem engen Dialog mit den Betroffenen gestanden. Diese Kommunikation wird fortgesetzt. Ich habe heute den türkischen Generalkonsul telefonisch über die neuen Erkenntnisse informiert."

Hunderte Menschen beten vor Moschee

Zum Freitagsgebet um 13.30 Uhr kamen hunderte Menschen zur Moschee in die Skalitzer Straße. Der Andrang war so groß, dass die etwa 600 Männer und 100 Frauen auf der Straße Platz nehmen mussten. Auf Bitten der Gemeinde hatte die Polizei das Gebiet zwischen Mariannenstraße und Kottbusser Tor in Richtung Kottbusser Tor während des Gottesdiensts für den Verkehr gesperrt. Der Imam Ismail Altin widmete seine Predigt ganz dem Thema, das an diesem Tag so viele Muslime gerade an diesen Ort gezogen hatte. Er sprach den möglichen Brandanschlag auf seine Moschee zwar nicht direkt an, zeigte sich aber erschüttert darüber, dass solche Attacken immer wieder passierten. Der Hintergrund sei Rassismus, und Rassismus sei das Ergebnis von Unwissenheit, sagte Altin. Die Muslime müssten nun dafür sorgen, sich nicht nur als Opfer zu sehen oder sehen zu lassen, sondern über ihre eigenen Handlungen und ihre Arbeit zu wirken. "Auch gute Taten verbreiten sich."

Auf der anschließenden Pressekonferenz im Hof der Moschee vor den versengten Fassaden des Rohbaus sprach Altin vom "größten Anschlag auf eine Moschee in Deutschland bisher". Vom offiziellen Berlin zeigte der Geistliche sich enttäuscht. Die Polizei habe lange nicht kommuniziert, der Gemeindevorstand erst nach Intervention des türkischen Generalkonsuls das eigene Gebäude betreten dürfen, kein Berliner Senator habe sich gezeigt. "Wir wurden mit unserer Trauer allein gelassen." Wenn ein Gotteshaus brenne, so Altin, müsse man Solidarität erwarten, "egal ob der Grund ein Brandanschlag war oder nicht". Auch Ali Kizilkaya, der Vorsitzende des Islamrats, zeigte sich enttäuscht: "Ich hätte erwartet, wenigstens heute hier den Innensenator zu sehen." Es genüge auch nicht, immer Politiker mit migrantischen Wurzeln zu schicken. Kizilkaya betonte, man vertraue auf den Rechtsstaat. "Und wir hoffen, dass dieser Anschlag wachsam macht."

Auch Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann war beim Freitagsgebet zugegen: "Wir hatten bei ersten Gesprächen gehofft, es sei kein Brandanschlag. Ich bitte alle Seiten, jetzt keine Verschwörungstheorien zu entwickeln und auf die Ergebnisse der Ermittlungen zu vertrauen."

Der Berliner Grünen-Vorsitzende Daniel Wesener forderte eine lückenlose Aufklärung des Moschee-Brandes. "Die Berliner Muslime sind ein Teil dieser Stadt. Ein Angriff auf sie ist ein Angriff auf alle Berliner und ihr Zusammenleben", sagte der Politiker am Freitag.

Moschee war Mitte der 2000er Jahre in den Schlagzeilen

Bereits unmittelbar nach dem Brand war die Angst in der Türkischen Gemeinde groß, es könnte sich um einen Brandanschlag gehandelt haben. Diese Furcht scheint sich nun zu bewahrheiten, auch wenn dies noch nicht bestätigt ist. Denkbar wäre auch, dass die brennbare Flüssigkeit zu den Baumaterialien gehörte, die im Hof lagerten, und nicht mit Vorsatz eingesetzt wurde.

Die Moschee wird zurzeit umgebaut, bei dem Brand entstand erheblicher Sachschaden. Am Dienstag hatte der türkische Botschafter Hüseyin Avni Karslioglu die Moschee besucht, um sich ein Bild vom Schaden zu machen.

Die Mevlana-Moschee war Mitte der 2000er Jahre mehrfach wegen des Imams Yakup T. in die Schlagzeilen geraten. Dem Mann wurde Betrug vorgeworfen. Außerdem soll er Hetzreden gegen Deutsche gehalten und Selbstmordattentate gerechtfertig haben. Der Mann wurde 2006 ausgewiesen.

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