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Mord an Pferdewirtin in Berlin-Lübars: In einer Welt aus Lügen

Im Prozess um das Mordkomplott an Pferdewirtin Christin R. aus Lübars sprach eine Zeugin über den hauptangeklagten Springreiter. Dabei wird dieser als notorischer Täuscher dargestellt, der seine Lügen selbst zu leben scheint.

Heirat, Krankheit, tragischer Tod. Robin H. hatte mehrfach über seine angebliche Ehefrau gesprochen. Schwer schien er an ihrem Schicksal zu tragen. Nun saß sie im Zeugenstuhl und musterte ihn, den 24-jährigen Hauptangeklagten, kurz. „Herr H. sagte zu anderen, er sei mit Ihnen verheiratet gewesen“, sagte der Vorsitzende Richter. Die Frau von 43 Jahren lächelte kopfschüttelnd. „Er soll berichtet haben, das Sie bei einem Wildunfall gestorben sind, die Asche habe er in der Nordsee verstreu.“ Sie schluckte, sammelte sich und blieb im Ton freundlich: „Er neigt  dazu, in einer Fantasiewelt zu leben.“

Robin H. sitzt seit drei Monaten wegen Mordes an der 21-jährigen Pferdewirtin Christin R. aus Lübars vor Gericht. Mit ihm müssen sich seine 56-jährige Mutter und drei weitere mutmaßliche Komplizen verantworten. Ein Mordkomplott soll es gewesen sein. Geschmiedet von Menschen, denen Christin R. vertraute. Robin H., der smarte Springreiter, hatte ihr Liebe und gemeinsame Zukunft versprochen. Sie glaubte ihm. Er soll ihren Tod geplant haben, um eine Millionensumme aus verschiedenen Lebensversicherungen zu kassieren, von denen die Pferdewirtin vermutlich gar keine Ahnung hatte.

Er gilt als nicht besonders intelligent. Doch er kann Geschichten erzählen und Frauen umgarnen. Zeugin Sabrina S. sagte am Montag: „Er lügt bewusst, er kann Märchen erzählen.“ So gut, dass man sie zumindest teilweise glaube, er sie zu leben scheine. Dennoch kümmerte sie sich um ihn, als er kurz nach dem Mord im Juni 2012 in Lübars verhaftete wurde. „Ich war felsenfest überzeugt, dass er solche Tat nicht begehen kann“, erklärte die Geschäftsfrau nun. Sie hatte ihn 2009 über die Reiterei kennengelernt. Sie fuhren mit ihren Pferden zu Turnieren. Ob es ein intimes Verhältnis gab? Die Zeugin wollte nicht antworten. Sie musste. „Es gab einen heftigen Flirt, es blieb eine sehr freundschaftliche Beziehung.“

Im Prozess um das Mordkomplott an Pferdewirtin Christin R. aus Lübars sprach eine Zeugin über den hauptangeklagten Springreiter.
Im Prozess um das Mordkomplott an Pferdewirtin Christin R. aus Lübars sprach eine Zeugin über den hauptangeklagten Springreiter.

© dpa

Die Geschäftsfrau telefonierte fast täglich mit dem jungen Springreiter. Er hatte große Pläne, wollte hoch hinaus mit einem eigenen Reiterhof. Sabrina S. wusste das. Doch sie ahnte nicht, dass er und Christin R. ein Paar waren. „Mir gegenüber sprach er von seiner Pferdepflegerin, er nannte sie nie seine Freundin“, sagte die Zeugin. Sie und Robin H. seinen in den letzten zwei Jahren ausschließlich über den Pferdesport verbunden gewesen. Er sei ein „freundlicher, netter, hilfsbereiter Typ“, neige aber zu Übertreibungen und Geschichten. So beschrieb er sich als einstiger Soldat einer Sondereinheit oder log dreist, als ihre Pferde einmal in einem katastrophalen Zustand waren.

Warum sie ihm trotz Lügen nie böse war? „Ich konnte mich darauf verlassen, dass er sich um meine Pferde kümmerte“, sage die Zeugin. Im Februar hatte sie ihm einen Brief ins Gefängnis geschickt. „Mit der Wahrheit hältst du es nicht so“, warf sie ihm vor und „ich frage mich, ob du nicht völlig realitätsfremd in deiner Welt lebst“. Robin H. schwieg bislang. Aber Tanja L., mitangeklagt und damals verliebt in ihn, hat ihn belastet. Nach zwei gescheiterten Anschlägen auf Christin R. soll er angeordnet haben: „Beim dritten Mal darf es keinen Fehlschlag geben.“ Der Prozess geht Donnerstag weiter.

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