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Nachspiel für Funkhaus-Deal: Geschäftsleute schweigen im Prozess wegen Betrugs

Zum Prozessauftakt um den umstrittenen Verkauf des DDR-Rundfunkgeländes in der Nalepastraße blieben die drei Angeklagten stumm. Die Männer aus Sachsen und Berlin sollen von Anfang an gemeinsame Sache gemacht haben.

Für einen Spottpreis gekauft, dann dreigeteilt und nach nicht einmal einem Jahr einen satten Millionengewinn kassiert. So soll es gelaufen sein, als eine auf den ersten Blick eher bescheidene Baufirma aus Sachsen-Anhalt das ehemalige DDR-Rundfunkgelände an der Nalepastraße in Köpenick übernahm. Ein extrem schlechtes Geschäft machte dabei die öffentliche Hand. Aus Sicht der Ermittler aber wurden Berlin und die neuen Länder massiv getäuscht. Fünf Jahre nach dem Deal prüfen Richter den Fall.

Drei Männer sitzen auf der Anklagebank: Kaufmann Frank T. aus Jessen, sein Sohn Nico T. und der gelernte Wirtschaftsingenieur Andreas W. aus Berlin. Frank T. war Geschäftsführer der Baumaschinenfirma Bau und Praktik. Er bekam im November 2005 den Zuschlag für das riesige Areal an der Spree. Nur 350 000 Euro musste die Firma des 52-Jährigen hinblättern – obwohl das Gelände nach der Abwicklung des DDR-Rundfunks 1992 auf einen zweistelligen Millionenwert geschätzt wurde. Warum ausgerechnet Frank T. den Zuschlag kam, wird eine der spannenden Fragen sein. Der Kaufmann hatte Angaben zufolge keinerlei Erfahrungen mit derart großen Projekten.

Das Rundfunkgelände war defizitär und mit hohen Nebenkosten belastet. Bis zu 150 000 Euro monatlich mussten Berlin und die neuen Länder als Eigentümer zahlen. Die landeseigene Immobiliengesellschaft von Sachsen-Anhalt (Limsa) sollte sich um den Verkauf kümmern. Der Käufer sollte das Areal sanieren und in den denkmalgeschützten Gebäuden einen Standort für Musikproduktionen sichern. Doch bereits bei den Betriebskosten soll die Firma von Frank T. vertragsbrüchig geworden sein. Nur durch eine Finanzspritze der öffentlichen Hand über 400 000 Euro wurde damals verhindert, dass die Mieter im Kalten saßen.

Regungslos hörten Frank T., sein 29-jähriger Sohn sowie der 46-jährige W. die Vorwürfe. Sie sollen von Anfang an gemeinsame Sache gemacht, Firmen gegründet und in die Insolvenz getrieben, Grundstücksteile verschoben und am Ende als „stille Gesellschafter“ einer aus Sicht der Anklage ebenfalls mit Betrugsgedanken gegründeten GmbH abkassiert haben. Das Filetstück mit den Rundfunkgebäuden sei von Andreas W. für 3,4 Millionen Euro an einen Investor verkauft worden. Rund 2,8 Millionen Euro sollen an Firmen der Angeklagten gegangen sein.

Sind es „Glücksritter“, die mit weiteren Helfern agierten und leichtes Spiel bei Behörden hatten? Es gibt viele Fragen, die Angeklagten aber wollten sich zunächst zu den Vorwürfen nicht äußern. Der Prozess geht Dienstag weiter.

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