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Die Oranienburger Strasse ist am Montag vor der Neuen Synagoge von der Polizei abgesperrt. Wegen einer Messsonde in einem Gully wurde ein Polizeieinsatz ausgelöst.

© dapd

Update

Oranienburger Straße: Alarm an der Neuen Synagoge

Wegen eines Bombenalarms herrschte am Montag vor der Synagoge an der Oranienburger Straße Ausnahmezustand. Die Polizei fand eine mysteriöse Sonde im Gullyschacht.

Sperrbänder quer über die Fahrbahn. Kriminalisten, die vorsichtig einen Gullyschacht vor der Synagoge an der Oranienburger Straße untersuchen: Wegen eines Bombenalarms herrschte am Montag vor dem jüdischen Gotteshaus in Mitte Ausnahmezustand. Schließlich entdeckten die Beamten im Schacht einen Gegenstand, den offenbar ein Unbekannter dort befestigt hatte. Es handele sich um eine Messsonde, hieß es. Diese sei ungefährlich , aber „sehr mysteriös.“ Einen weiteren Bombenalarm gab es am Nachmittag an einer Bushaltestelle vor dem Naturkundemuseum in Mitte. Passanten war ein abgestellter Koffer verdächtig erschienen. Während Sprengstoffexperten den Koffer untersuchten, war die Invalidenstraße am Museum gesperrt. Auch hier gab es wenig später Entwarnung – der Koffer war leer. Vor der Synagoge hatte eine Frau laut Polizei gegen 13 Uhr beobachtet, wie ein Radler an einem Gullyrost an der gegenüberliegenden Straßenseite stoppte und diesen hochhob. Sie glaubte zu erkennen, dass er einen technischen Gegenstand einbrachte und alarmierte die Polizei. Nachdem Kriminaltechniker das Fundstück identifiziert hatten und die Straße gegen 14 Uhr wieder freigegeben war, begann das große Rätselraten über die Herkunft, den Zweck der Sonde und den unbekannten Radfahrer. Wie das Gerät aussieht, an welcher Stelle und wie es genau angebracht war, wollte die Polizei am Montag nicht sagen. Dem Vernehmen nach war ein USB-Stick an der Sonde befestigt. Dass dieser Teil einer Zündvorrichtung sein könnte, schlossen die Ermittler aus. Messsonden werden in schwer zugängliche Bereiche eingebracht, um Zugriff auf diese Orte zu erhalten und sie zu untersuchen. Deshalb ermittelte die Polizei zuallererst in Richtung Berliner Wasserbetriebe. Diese führen Sonden in die Kanäle ein, um deren Zustand zu überwachen und den Einlauf und Durchfluss zu ermitteln. Die Beamten wollten herausfinden, ob der beobachtete Radler vielleicht ein Kanalwerker war. Doch die Wasserbetriebe schlossen dies gestern aus. „Unsere Leute kommen mit ihrem Dienstwagen, nicht mit dem Fahrrad“, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Man habe auch sofort mit der für Mitte zuständigen Kanalbetriebsstelle Kontakt aufgenommen, doch den Kollegen seien vor der Synagoge keine entsprechenden Arbeiten bekannt. Bis zum späten Abend hatten die Kanalexperten die gefundene Sonde allerdings noch nicht in Augenschein genommen. Gleichwohl vermuteten sie, „dass es sich um einen makabren Scherz“ handeln könnte. Der Bereich um die Synagoge sowie die angrenzenden Gebäude der Jüdischen Gemeinde und des Centrums Judaicum gilt als besonders gefährdet und wird rund um die Uhr bewacht. Die Polizei sah nach dem Vorfall am Montag keinen Anlass, den Wachschutz zu verstärken. Mitarbeiter des Centrums Judaicums beobachteten die Polizeiaktion vor ihren Fenstern „mit Besorgnis.“ Man habe aber auf die Sicherheitskräfte vertraut, hieß es. Im Januar 2009 gab es einen Zwischenfall vor der Synagoge: Damals griff ein Palästinenser zwei Wachmänner mit einer Eisenstange an. Er wurde überwältigt.

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