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Plädoyers erwartet: Prozess um Jonny K. vor dem Abschluss

Der Prozess um den Tod von Jonny K. auf dem Alexanderplatz neigt sich dem Ende entgegen. Die Beweise sind erhoben, die Plädoyers werden für den Montag erwartet. Doch es sind noch viele Fragen offen.

Die Beweise sind erhoben. Mit sechs jungen Männern auf der Anklagebank, deren Gesichter immer seltener ernst wirkten, mit Zeugen, die in jener Nacht nicht viel beobachten konnten, sich vage erinnerten und jenen, die unwillig vor den Richtern saßen und von Amnesie befallen schienen. Wer ist schuld am Tod des 20-jährigen Jonny K., der vor zehn Monaten am Alexanderplatz grundlos geschlagen und getreten wurde? Ab diesem Montag wird im Saal 700 des Landgerichts plädiert.

Onur U., inzwischen 20 Jahre alt, galt schnell als Hauptverdächtiger. Er war nach der Attacke am weitesten und längsten geflohen. Seit April ist der Ex-Amateurboxer in Haft. Nur er ist mehrfach vorbestraft. Wie alle Angeklagten gab er eine Beteiligung an der Prügelei zu. Wie alle äußerte er Bedauern. Wie alle wies er Verantwortung für das tragische Ende zurück.

U. hatte auf Gerhardt C., den Freund von Jonny K., eingedroschen und ihn schwer verletzt. Jonny K. aber will er nicht berührt haben. Keiner der Angeklagten schilderte das anders.

Es ist vor allem die Aussage von Gerhardt C., die gegen Onur U. spricht. Er hatte U. bereits bei früheren Vernehmungen massiv belastet. Derjenige, der später auf ihn eingeprügelt hatte, habe Jonny K. den ersten Schlag verpasst, gab er zu Protokoll. Damals kannte er den Namen des Beschuldigten noch nicht. Doch Gerhardt C., der Brüche im Gesicht erlitten hatte, sagte im Prozess viel detaillierter und lückenloser aus. Einige Verteidiger vermuteten, es könnte zum Teil Wissen aus Akten sein.

Fest steht: Onur U. setzte den Auslöser für die Prügelei. Als er und die fünf Mitangeklagten um 4 Uhr morgens aus einer Bar kamen, sah er die Gruppe um Jonny K., der mit drei Begleitern aus einer anderen Bar kam. C. trug seinen sturzbetrunkenen Freund huckepack. Als der Gehunfähige vor einem Café abgesetzt werden sollte, zog U. den Stuhl weg. Er sprach später von einem „bescheuerten Joke“.

Was dann geschah, eskalierte in Sekunden. „Ey“ habe Jonny K. schützend gerufen. Von Aggression keine Spur. Nach nicht einmal einer Minute soll Jonny K. sterbend am Boden gelegen haben. Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge davon aus, dass neben Onur U. auch Osman A., 19, Melih Y., 21, und Bilal K., 25, „mittels kraftvoller Schläge und Tritte“ gegen Jonny K. vorgingen. Er verstarb nur Stunden später an Hirnblutungen.

Bilal K. wurde von Mitangeklagten belastet. Die drei Cousins sagten, er habe getreten, als das Opfer bereits am Boden lag. Nach Version von Bilal K. aber soll Melih Y. zugetreten haben. Und einer der Männer habe später von einer „Bombe“ gesprochen, die sie dem Jungen verpasst hätten.

Die Rechtsmediziner konnten später nicht feststellen, ob ein Tritt, Schlag oder Sturz zum Tod führte. Sie seien erstaunt gewesen, wie wenig der Leichnam äußerlich verletzt war. Wer schlug wie? Es war eine gemeinschaftliche Tat. Es könnte jeder als Mittäter bestraft werden.

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