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Pokerraub: Prozessauftakt hinter Panzerglas

Die beiden mutmaßlichen Drahtzieher des spektakulären Überfalls während des Pokerturniers im März verweigern zum Prozessbeginn die Aussage. Die Verteidiger geben sich ob der massiven Sicherheitsvorkehrungen empört.

Sechs Polizisten mit Waffen und kugelsicheren Westen, 14 Justizwachtmeister, die beiden Angeklagten hinter Panzerglas. Die Sicherheitsvorkehrungen waren massiv, als am Donnerstag der Prozess gegen die mutmaßlichen Drahtzieher des spektakulären Überfalls auf das internationale Pokerturnier am Potsdamer Platz begann. „Nur Stimmungsmache“, regten sich Verteidiger auf. Die Richter blieben dabei: Es sei damit zu rechnen, dass es „aus dem Kreis der Zuhörer“ zu Befreiungsversuchen kommen könnte.

Handys hatte man bei den beiden inhaftierten Angeklagten gefunden. Einer habe während einer Besuchszeit arabisch gesprochen und außergewöhnlich „viel zu verdunkeln versucht“, hatte die Sicherheitsabteilung der JVA Moabit mitgeteilt. Es seien dutzende Mitglieder der Großfamilien der Angeklagten als Zuhörer zu erwarten, warnte die Polizei. Der Streit um die Bewaffneten im Saal 500 zog sich hin, einer aber schien sich angesichts des Theaters zu amüsieren: Mohamed Abou-C., von Freunden Momo genannt. Später verweigerte er wie Ibrahim El-M., der zweite Angeklagte, die Aussage.

Der Staatsanwalt wirft dem 31-jährigen Abou-C. vor, die Idee zu dem Coup gehabt und per Handy am 6. März aus dem Hyatt-Hotel das Signal zum Losschlagen gegeben zu haben. Nun saß der Mann mit Fünf-Tage-Vollbart lachend auf der Anklagebank und grüßte zwinkernd Bekannte im Publikum. Er gehört einer Großfamilie an, die bei Polizei und Justiz seit Jahren bekannt ist.

Ernster wirkte der 29-jährige El-M., im Kiez Ibo genannt. Er soll die vier jungen Räuber angeheuert und instruiert haben, die mit Gebrüll und bewaffnet das Turnier gestürmt hatten. Sein Name war nach der schnellen Festnahme der Hitzköpfe in Vernehmungen gefallen. Er sei für die Planung der Tat zuständig gewesen und habe das Fluchtauto gefahren, hieß es in der Anklage. Von El-M. habe „jeder der vier vor Ort handelnden Täter 40 000 Euro erhalten“, ist der Staatsanwalt überzeugt. Für sich und Momo soll er 82 000 Euro behalten haben.

Mohamed Abou-C. hatte an dem Turnier teilgenommen, war aber zwei Tage vor dem Überfall ausgeschieden. Ihm sei aufgefallen, dass die Startgelder, die Teilnehmer in bar einzahlten, in einem provisorischen Kassenbereich lagen, verlas der Staatsanwalt weiter die Anklage. Er habe Ibrahim El-M. gefragt, ob dieser nicht jemanden für einen Überfall organisieren wolle. Am Tattag soll Mohamed Abou-C. an der Kasse gestanden und den Überfall beobachtet haben.

Die 19- bis 21-Jährigen legten ein dilettantisches Ganovenstück hin. Im Gerangel verloren sie den Großteil der Beute, flohen aber mit 242 000 Euro. Vor Gericht gestanden die vier Männer mit arabischer und türkischer Herkunft, schwiegen aber zum Verbleib der Beute. Die erhoffte Milde blieb aus: Anfang Juli bekamen sie Gefängnisstrafen bis zu drei Jahren und neun Monaten. Sie sollen Dienstag als Zeugen vorgeführt werden.

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