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Nichts geht mehr im S-Bahntunnel zwischen Anhalter Bahnhof und Oranienburger Straße.

© Symbolbild: Rückeis

Update

Polizeieinsatz in Berlin beendet: Spielzeug-Pferd legte S-Bahn-Verkehr lahm

Terrorverdacht und Chaos zur Rush Hour: Zwei Männer haben gegen 6 Uhr einen Gegenstand in einem Zug vergessen. Drei Stunden fuhren keine Züge.

Berlin döst noch vor sich hin, als diese Geschichte in der Dunkelheit ihren Anfang nimmt. In der Hauptrolle: ein Spielzeugpferd, eventuell gefüllt mit Süßigkeiten, das den S-Bahnverkehr lahmlegen wird. Aber der Reihe nach.

Es ist 5.55 Uhr, als bei der Polizei das Telefon klingelt. Ein Zeuge berichtet: Gerade eben hätten „zwei südländisch aussehende Männer“ nach nur einer Station am S-Bahnhof Brandenburger Tor den Zug wieder verlassen – zurück ließen sie ein 50 Zentimeter hohes Spielzeugpferd. Wegen dieser Schilderung nahm die Polizei den Alarm noch ernster als ohnehin schon.

Da naheliegt, dass das Pferd hohl ist, hätte dort Sprengstoff versteckt sein können. Der Zug musste gestoppt werden. Am Bahnhof Potsdamer Platz rollt die S-Bahn an einen Bahnsteig, alle müssen aussteigen. Vorerst fahren andere S-Bahnen ohne Halt durch den Bahnhof, vorbei an diesem Spielzeugpferd, von dem niemand so richtig weiß, wo es herkommt, was im Innern steckt und ob es bewusst im Zug vergessen wurde. Der Berufsverkehr rollt jetzt richtig.

Sperrung mitten im Berufsverkehr

Es ist 7.20 Uhr, als die Bundespolizei sich für die ganz sichere Variante entscheidet und via Kurznachrichtendienst mitteilen lässt: „Wir sperren jetzt alle S-Bahnsteige ab und stellen den S-Bahn-Verkehr ein.“ Zu diesem Zeitpunkt ist offiziell noch die Rede von einem „verdächtigen Gegenstand“. Als Fahrgast denkt man: Okay, hat wieder irgend so ein Schussel ’ne Tasche vergessen, ist bald vorbei.

Die S-Bahn sperrt nun den gesamten Nord-Süd-Tunnel unter der Berliner Innenstadt, mitten im Berufsverkehr. Normalerweise rollen hier drei S-Bahnlinien im dichten Minutentakt entlang. Friedrichstraße, Brandenburger Tor, Potsdamer Platz – überall werden sonst Menschen in Büroklamotten ausgespuckt. An diesem – zum Glück trockenen – Freitag ist Frühsport angesagt. „Chef, ich laufe, komme später ins Büro.“ Dieser Satz, gesprochen ins Handy, ist nun überall zu hören auf der Straße.

Tausende sind auf den Beinen.

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Endstation Anhalter Bahnhof im Süden, Endstation Oranienburger Straße im Norden. Wer es rechtzeitig mitbekommt, steigt aus, hechtet zum U-Bahnhof in Gesundbrunnen oder an der Yorckstraße – und schwitzt in völlig überfüllten Zügen im Untergrund.

Nach drei Stunden: Entwarnung

Am Potsdamer Platz wird das bunte Pferd untersucht. Wie ein Sprecher der Bundespolizei sagt, handele es sich bei dem Ding in der S-Bahnlinie S 25 um ein „Piñata“-Tier, das zerschmettert werden muss, um an den süßen Inhalt zu kommen. Ein Riesenspaß bei Kindergeburtstagen, ein Riesenärger im Berufsverkehr. „Steigen Sie nicht aus! Lebensgefahr“, warnt die Polizei, dabei waren gar keine Züge im Tunnel steckengeblieben.

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Der S-Bahnhof ist abgesperrt, Flatterband, Blaulicht. Wer Glück hat, sitzt in der Regionalbahn. Der Fern- und Regionalverkehr am Potsdamer Platz ist nämlich nicht betroffen. Die Bundespolizei rückt nebenan im S-Bahnhof mit „Spezialkräften“ an. Damit ist das Entschärfer-Team gemeint, das den Gegenstand inspizieren und notfalls mit einem Roboter unschädlich machen soll. Dieser ist nur leider am Flughafen Schönefeld stationiert – und muss mit Blaulicht erst in die Innenstadt herangekarrt werden. Nach drei Stunden: Entwarnung. Einer der Entschärfer erkennt „manuell“, dass das Pferd leer ist, nur Luft, kein Sprengstoff, nicht einmal Süßigkeiten.

Als unten der Verkehr endlich wieder langsam anrollt, trifft oben um 9 Uhr der nächste Notruf ein: „Personen im Gleisbett!“ Der gesamte Ost-West-Verkehr wird gestoppt, nichts geht mehr zwischen Zoo und Friedrichstraße. Immerhin geht’s diesmal fix: Nach 15 Minuten rollt Berlin wieder im Takt. Und die Bundespolizei sucht nun die beiden Männer, derzeit werden Videobilder ausgewertet.

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