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Polizeistatistik: Beim Streit greifen Jugendliche schneller zum Messer

Die Zahl der Attacken mit Stichwaffen stieg im vorigen Jahr auf 2470 Fälle. 582 Mal waren die Tatverdächtigen jünger als 21 Jahre.

Es werden nicht nur immer mehr Jugendliche, die zum Messer greifen, die Täter fügen ihren Opfern auch immer gefährlichere Verletzungen zu. Wie es in Polizeikreisen heißt, wird immer häufiger beobachtet, dass Jugendliche ihr Opfer gezielt in den Oberschenkel stechen. „Denn dort verläuft die Hauptschlagader. Wenn jemand dort getroffen wird, kann er sehr schnell verbluten“, sagte ein Ermittler. „Da geht jeder gleich in die Knie und ist sofort bewegungsunfähig“, hieß es. Zu beobachten sei auch, dass jugendliche Messerstecher versuchten, Polizisten bei Auseinandersetzungen am Oberschenkel zu verletzen, da die Beamten am Oberkörper im Idealfall stichfeste Schutzwesten tragen.

Zudem setzt sich der Trend fort, dass die Zahl der Messerattacken von Jugendlichen zugenommen hat: Im vorigen Jahr registrierte die Polizei 2470 solcher Angriffe (2007: 1351), in 582 Fällen waren Kinder und Jugendliche tatverdächtig – gegenüber 357 Tatverdächtigen unter 21 Jahren im Jahr 2007. Dies geht aus einer parlamentarischen Anfrage des CDU-Abgeordneten Peter Trapp an Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hervor.

Unter den 582 jungen Tätern waren im vorigen Jahr 75 Kinder (2007: 45), 260 Jugendliche (171) und 247 Heranwachsende (141). Für den CDU-Politiker Trapp ist diese Entwicklung ein eindeutiges Zeichen, dass „die Hemmschwelle, ein Messer auch einzusetzen, niedriger ist als früher“.

Die letzte tödliche Messerattacke liegt ein halbes Jahr zurück: Vor Gericht steht derzeit ein 21-Jähriger, der Mitte November in einem BVG-Bus mit einem 22-Jährigen in Streit geriet – wegen eines gefundenen 20-Euro-Scheins. Am Ende soll der 21-Jährige seinen Widersacher mit einem Klappmesser erstochen haben. Zu einer Debatte über ein Messerverbot hat vor allem der Tod des 23-jährigen Darius E. geführt, der im Juni 2007 im Streit mit einem 17-Jährigen von diesem an einer Badestelle am Tegeler See erstochen worden war. Der Täter wurde zu einer Jugendstrafe von acht Jahren verurteilt.

Auch auf Initiative Körtings hin hatte der Bundestag ein schärferes Waffengesetz beschlossen. Seit 1. April 2008 sind Messer mit mehr als zwölf Zentimeter langen Klingen und Springmesser ebenso wie „Softair-Waffen“ verboten.

Die Polizei begrüßte schon damals das Messerverbot, da die Beamten mehr „Handlungssicherheit“ hätten und bei Verdächtigen härter durchgreifen könnten, sagte ein Ermittler. In der Vergangenheit habe es bei den Beamten immer wieder rechtliche Probleme gegeben, weil nicht genau geklärt war, welche Stichwaffen verboten waren oder nicht.

Dennoch stellte die Polizei schon damals klar, dass es keine „verdachtsunabhängigen Kontrollen“ geben werde. Bei alltäglichen Einsätzen halten die Beamten jedoch die Augen offen. So prüfe man bei einer Drogenrazzia „selbstverständlich auch, ob jemand ein verbotenes Messer bei sich führt“, sagte ein Polizeisprecher.

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