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Prozess: Anklage: Vater hat Sohn in den Libanon verschleppt

Ihr Sohn war gerade fünf Jahre alt, als sie ihn das letzte Mal sah: Fast zehn Monate nach dem Verschwinden ihres Kindes saß die 26-jährige Mutter am Montag als Nebenklägerin im Gerichtssaal.

Der 23-Jährige auf der Anklagebank ist der Ex-Mann. Nabih S. soll das gemeinsame Kind heimlich in ein Flugzeug gesetzt und in den Libanon geschickt haben. Er muss sich nun wegen Entziehung Minderjähriger verantworten. Den Vorwurf bestreite S., erklärte der Verteidiger.

Die Eltern lebten bereits getrennt, hatten aber gemeinsames Sorgerecht. Ende Juli machten sich Vater und Sohn zu einem Spielnachmittag auf den Weg. Die Mutter des Jungen war einverstanden. Sie rief gegen 18 Uhr an und hörte, dass S. mit dem Kleinen bei einem Bruder übernachten wolle. Er werde das Kind am Morgen bringen, soll S. der Frau versprochen haben. „Er stand dann ohne den Jungen vor mir, lachte und sagte, er sei im Libanon“, beschrieb die Mutter.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der gebürtige Araber die Trennung nicht akzeptieren wollte. Er werde den Jungen zurückholen, wenn sie ihm noch eine Chance gebe, soll er der Frau vorgeschlagen haben. „Ich ging nicht darauf ein“, sagte die Frau. Es gab nach ihrer Aussage noch ein paar Telefonate. Ihr asthmakranker Sohn habe geweint und von einem langen Flug gesprochen. „Ich weiß nicht, wo ich bin“, soll er geschluchzt haben. Der Angeklagte hörte es kopfschüttelnd. Der Sohn soll bei der Großmutter im Libanon leben – nach Version von S. mit Zustimmung seiner Ex-Frau. Der Prozess geht Mittwoch weiter.

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