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Prozess: Zwei tote Frauen in zehn Tagen

Ein verurteilter Frauenmörder sitzt erneut auf der Anklagebank. Nach mehr als 20 Jahren Haft soll er erneut zwei Frauen erdrosselt haben. Jetzt soll er in Sicherungsverwahrung.

Berlin - Er zwinkerte seinem Mitangeklagten zu und lehnte sich dann zurück. Keine Regung, als der Staatsanwalt gestern die Anklage wegen zweifachen Mordes verlas, keine Reaktion, als die ersten Zeugen aussagten. Hansjoachim W., der nach mehr als 20 Jahren Haft wieder zwei Frauen erdrosselt und ausgeraubt haben soll, interessierte sich zumindest äußerlich nur für Maik V., mit dem er eine der Taten begangen haben soll.

Der 44-jährige Hansjoachim W. war gerade sechs Monate frei, als er in seinem alten Kiez wieder zugeschlagen haben soll. Dort hatte er 1986 drei Rentnerinnen ermordet, darunter seine Großtante. Dafür saß er 15 Jahre im Gefängnis. Fünf Jahre kamen später dazu, weil er einen Mithäftling überfallen hatte. Außerdem gab es Drogendelikte. Die Strafen hat W. verbüßt. Anfang 2008 kam er frei.

Gemeinsam mit seinem 32-jährigen Freund, den er im Gefängnis kennengelernt hatte, lauerte er den Ermittlungen zufolge am 12. Juli 2008 Barbara W. vor ihrer Wohnung in der Motzstraße in Schöneberg auf. Laut Anklage rissen sie die 59-jährige unvermittelt zu Boden und zerrten die Frau dann in ihre Wohnung. W. habe das Opfer mit einem Elektrokabel gewürgt, V. mit einem Gürtel. Die Täter ließen Wasser in die Wanne und legten die tödlich Verletzte hinein. „Um den Tod sicher herbeizuführen“, hieß es in der Anklage. Die Beute: 100 Euro, EC-Karten, Silberbesteck und Ringe, die sie laut Staatsanwalt dem Opfer von den Fingern zogen.

Die Spuren führten schnell zu Maik V., vorbestraft wegen Betruges und weiterer Delikte. Er wurde zwölf Tage nach dem Mord am Bahnhof Zoologischer Garten festgenommen. In der Vernehmung bezichtigte er W. als Komplizen. Am 26. Juli wurde der verurteilte Frauenmörder gefasst. Doch einen Tag zuvor soll er die 83-jährige Liselotte K. in ihrer Wohnung in Wilmersdorf umgebracht haben. Sie wurde mit einer Strickjacke erdrosselt. Auch dieser Mord wies deutliche Parallelen zu früheren Taten von W. auf, der 1986 innerhalb von vier Wochen drei Rentnerinnen erwürgte oder erdrosselte. Er erbeutete meist geringe Geldbeträge.

Seine kriminelle Karriere begann er den Akten zufolge mit 14 Jahren, vermutlich aber noch eher. Weil sein Vater trank, riss er mit elf Jahren von zu Hause aus. Er raubte älteren Frauen die Handtaschen, finanzierte später so seinen Drogenkonsum. Als er 1987 wegen dreifachen Mordes verurteilt wurde, gingen die Richter von einer erheblich verminderten Schuldfähigkeit aus – wegen einer Persönlichkeitsstörung und Drogensucht.

In der Haft wurden Hansjoachim W. Therapie-Angebote gemacht. Er lehnte ab. Jetzt strebt die Staatsanwaltschaft die Verhängung von Sicherungsverwahrung gegen W. an. Zu Beginn des Prozesses verweigerten beide Männer die Aussage. DNA-Spuren und weitere Indizien sollen sie überführen. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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