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Prozessauftakt: Hunde auf jüdische Schüler gehetzt

Vor dem Amtsgericht Tiergarten hat heute der Prozess gegen zwei Männer begonnen, die einen Hund auf jüdische Schüler gehetzt haben sollen. Einen antisemitischen Hintergrund habe es aber nicht gegeben, versichern die Angeklagten.

Zweieinhalb Monate nach dem Angriff auf zwei jüdische Schüler in Mitte müssen sich seit heute zwei von der Polizei als Punks benannte Männer vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten. Ihnen wird versuchte gefährliche Körperverletzung und Volksverhetzung zur Last gelegt. Die Männer im Alter von 27 und 31 Jahren sind angeklagt, im Januar zwei Gymnasiasten vor deren Schule mit antisemitischen Parolen beschimpft und ihren Kampfhund auf einen 15-Jährigen gehetzt zu haben. Der Jugendliche konnte sich in eine Bäckerei retten. Vor dem Geschäft soll der 31-jährige Angeklagte dann den Hitlergruß gezeigt haben.

Die Angeklagten sollen die Jungen angesprochen und gefragt haben, ob sie beschnitten sind. Als sie die Frage bejahten, soll der 31-Jährige sie als "Scheiß Juden" beschimpft haben. Es habe Beleidigungen gegeben, aber keine antisemitischen, sagte der 31-Jährige aus. Nach seinen Angaben hatte ein "Kollege", dessen Namen er nicht nennen wollte, die Jungen nach einer Zigarette gefragt. Er sei von den Schülern ausgelacht worden.

"Es war eine dumme Aktion"

"Dann hat sich die Aktion leider ergeben", sagte er. Er habe weder antisemitische Beschimpfungen gehört, noch den Hitlergruß gezeigt. Erst bei der Polizei habe er erfahren, dass es eine jüdische Schule gewesen sei. Er habe den Schülern mit den Hunden nur Angst machen wollen. "Es war eine dumme Aktion." Er habe sich von dem, "der mit dem Quatsch angefangen hat, anstecken lassen", sagte er. Beide Angeklagte sind behindert, haben weder einen Schulabschluss noch eine Berufsausbildung und leben überwiegend auf der Straße. Der 27-Jährige leidet infolge eines Schlaganfalls an einer Hirn- und Sprachstörung. Er lebt nach eigenen Angaben vom "Schnorren". Zum Vorwurf wollte er sich nicht äußern.

Der Angriff hatte seinerzeit für Empörung gesorgt. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sprach von einem unerträglichen antisemitischen Angriff, lobte allerdings die Reaktion von Zeugen, die rasch die Polizei alarmiert hatten. Dadurch wurde die Festnahme der Tatverdächtigen möglich. (jvo/AFP/ddp)

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