zum Hauptinhalt
Der Angeklagte soll zwei Obdachlose mit Benzin übergossen und angezündet haben.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Update

Prozessauftakt in Berlin: Brandanschlag auf zwei Obdachlose in Schöneweide - Angeklagter schweigt

Ein 48-Jähriger soll zwei Männer mit Benzin übergossen haben. Ein Opfer starb nach monatelangem Koma

Eine meterhohe Stichflamme sahen Zeugen. „Es war schrecklich.“ Zwei obdachlose Männer, die am Vorplatz des S-Bahnhofes Schöneweide ihren Schlafplatz hatten, waren mit Benzin übergossen und angezündet worden. Der 47-jährige Andras V. erlag nach monatelangem Koma seinen schweren Verletzungen. Für den Anschlag soll Aleksandr T. verantwortlich sein. Dem 48-Jährigen wird seit Dienstag der Prozess vor dem Landgericht gemacht.

Der mutmaßliche Feuer-Attentäter ist ein hagerer Mann, der die Haare zu einem Zopf zusammengebunden hat. In Gefängniskleidung trat er vor die Richter. Und hüllte sich in Schweigen. „Derzeit keine Angaben“, ließ er über seinen Verteidiger mitteilen.

Schlosser Aleksandr T., der die deutsche und russische Staatsbürgerschaft besitzt, soll sich nach Streit mit seiner Ehefrau verstärkt an dem S-Bahnhof in Treptow aufgehalten und gezecht haben. Auch Andreas V. und den 62-jährigen Lothar D., das zweite Opfer, soll er einige Wochen vor der Tat kennengelernt haben. Am 22. Juli aber kam es zu einem heftigen Streit.

„Der hat einen Freudentanz gemacht“

„Er hatte den Schnaps von Andreas gesehen und wollte partout nicht mehr gehen“, erinnerte sich Lothar D. nun im Zeugenstand. Sie hätten aber nicht mit ihm teilen wollen. Er habe T. leicht weggeschoben. Der Störenfried sei dann zur nahegelegenen Tankstelle gelaufen. „Er kam mit einem Kanister zurück. Erst wurde Andreas überschüttet, dann bekam ich den Rest.“ Bei der Polizei hatte D. über den mutmaßlichen Täter zu Protokoll gegeben: „Der hat einen Freudentanz gemacht.“

Aus Wut und Verärgerung soll der Angeklagte die Obdachlosen angegriffen haben. Zeugen konnten die brennende Bekleidung der Opfer löschen. Sie kamen ins Unfall-Krankenhaus in Marzahn. D. erlitt leichtere Verletzungen. Bei Andreas V. aber waren es Verbrennungen 2. und 3. Grades an etwa 30 Prozent der Hautoberfläche.

Am Freitag geht der Prozess weiter

Ein langjähriger Kumpel des Verstorbenen war zum Prozess gekommen. „Der Andy war ein wunderbarer Typ“, sagte der 59-Jährige vor der Saaltür. „Hilfsbereit, auf Ruhe bedacht.“ Er habe sich auch um andere Gestrandete gekümmert. „Wollte verhindern, dass sie klauen.“ Er sei immer mit Ricky, seinem braunen Hund unterwegs gewesen. Schon seit Jahren habe der gelernte Maurer auf der Straße gelebt. Zuletzt hatte er seinen Schlafplatz am Fahrstuhlschacht auf dem Vorplatz des S-Bahnhofes Schöneweide. „Seit dem Anschlag wird da jeden Tag eine Grabkerze angezündet.“

Aleksandr T. war Ende Juli verhaftet worden. Damals soll er von einem Versehen gesprochen haben. Der Prozess wegen Totschlags, versuchten Totschlags und gefährliche Körperverletzung geht am Freitag weiter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false