zum Hauptinhalt

Prozessbeginn am Landgericht: Mord an zwei Frauen, Angeklagter schweigt

Weil sich Nura H. von ihm trennte, lauerte ihr der 45-Jähriger mehrere Monate nach. Im Januar schoss er dann auf seine Ex-Freundin und deren Schwester. Beide Frauen erlagen den Schussverletzungen. Beim Prozess am Dienstag schwieg der Angeklagte.

Die Trennung lag 15 Monate zurück. Mehmet Ö. aber ließ seine Ex-Freundin nicht in Ruhe. Er tauchte vor der Bäckerei in der Neuköllner Flughafenstraße auf, die sie und ihre Schwester eröffnet hatten, er ließ sich nicht durch Anzeigen gegen ihn wegen Nachstellung beeindrucken. Am 16. Januar soll er zum kaltblütigen Täter geworden sein. Neun Schüsse in den Kopf trafen die 33-jährige Nura H. Auch ihre 38-jährige Schwester musste sterben. Im Prozess wegen Doppelmordes hat Ö. am Dienstag die Aussage verweigert.

Der 45-Jährige ist geschieden und zweifacher Vater. Vorstrafen hat der einstige Friseur nicht. Ö. galt als gesellig. Der türkischstämmige Mann und Nura H. hatten sich etwa 2009 kennen gelernt. Sie traten gemeinsam in Bars als Musiker auf. Er trommelte, sie sang. Viel Geld kam nicht zusammen. Mehmet Ö. bezog Hartz IV. Ein Musikerkollege soll ihn als beruflich nicht gerade engagiert beschrieben haben. Um nicht durch das Job-Center vermittelt zu werden, sei er zu Ärzten gegangen, berichtete der Zeuge. Im Sommer 2011 trennte sich Nura H. In ihrem Leben gab es einen anderen Mann.  

Die Schwestern warteten auf Kunden, als er am Morgen das Geschäft betrat. Er soll seiner Ex-Freundin aus nächster Nähe in den Hinterkopf geschossen haben. Dann habe er auf den Kopf der Schwester gezielt und abgedrückt. „Um von ihr ungestört weitere Schüsse auf Nura H. abgeben zu können“, so die Anklage. Acht Mal schoss er noch auf die am Boden Liegende. Immer wieder in den Kopf. Die Mutter eines Kindes starb sofort. Die ältere Schwester erlag ihrer Verletzung am nächsten Tag im Krankenhaus.

Mehmet Ö. wurde noch am Tatort gefasst. Zu der Bluttat äußerte er sich nicht. Er sprach von fehlender Erinnerung und berief sich auf den Konsum von Alkohol und Kokain. Ö. sagte aber: „Sie war meine große Liebe, mit dem Tod endet diese Liebe.“ Eine Polizistin schilderte: „Er sagte, er fühle sich psychisch nicht gut, gewirkt hat er aber nicht so.“ Zeichen von Verzweiflung habe sie bei dem mutmaßlichen Schützen nicht bemerkt. Der Prozess geht am 21. August weiter.

Kerstin Gehrke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false