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Rechtsextremismus: Hetzjagd durch Marzahn

Drei mutmaßliche Schläger stehen seit Dienstag vor Gericht. Sie warfen Steine auf eine vietnamesische Mutter. Später randalierten sie in einem vietnamnesischen Laden.

Die Schläger hatten es auf Vietnamesen abgesehen. Hassparolen brüllten sie und schreckten vor Gewalt nicht zurück. Innerhalb einer Stunde sollen Daniel S., David R. und Ronny S. in Marzahn einen Zigarettenhändler durch die Straßen gehetzt, eine Mutter mit Kind massiv attackiert und eine Blumenhändlerin niedergeschlagen und ausgeraubt haben. Seit gestern sitzen die 21 bis 24 Jahre alten Männer auf der Anklagebank.

Mit Beschimpfungen wie „Hau ab, Fidschi, was machst du hier?“ sollen sie ihre Opfer angegriffen haben. David R., der jüngste Angeklagte, sagte im Prozess als Erster aus. Ihm sei an jenem frühen Morgen im Februar tatsächlich nach Krawall gewesen. Einen rechtsradikalen Hintergrund der Überfälle aber bestritt er. „Ich habe keine rechte Meinung“, nuschelte er. Worte wie „Fidschi“ seien ihm wohl „im Affekt“ rausgerutscht. Das sei so etwas wie ein Dummer-Jungen-Streich gewesen, über den er nicht weiter nachgedacht habe.

Die Hetzjagd begann kurz nach sieben Uhr. Nach Angaben von R. kam das Trio stark angetrunken aus einer Bar, die auch von rechten Fußballfans gerne besucht wird. Spontan seien sie auf einem vietnamesischen Zigarettenhändler zugegangen. Er habe den Mann um einen Euro geprellt, um ihn zu provozieren, sagte R. Als der Händler floh, hetzten sie ihn einige Zeit durch die Straße. Wenige Minuten später war es eine 36-jährige Vietnamesin, die sie angriffen. Die Frau mit Kinderwagen stand an einer Tram-Haltestelle. „Ich habe keine Steine geworfen“, sagte David R. und gab die Schuld seinem Kumpel Ronny S.

Die Mutter war von dem Trio erst übel beschimpft worden. Voller Angst soll sie versucht haben, die Angreifer zu besänftigen. Als sie „Entschuldigung, Kind“, sagte, soll einer der Angeklagten sie geschubst, der nächste zugeschlagen, alle drei schließlich mit Steinen nach der fliehenden Mutter geworfen haben.

Die Frau war gerade aus Sichtweite, da stürmten die Männer den Ermittlungen zufolge in den Blumenladen einer 50-jährigen Vietnamesin. Mit Fäusten hätten sie auf das Opfer eingeschlagen, es dann getreten. Die Täter verwüsteten den Laden und raubten die Geldkassette. Nach dem Überfall seien sie in einen Döner-Imbiss gegangen und hätten Bier getrunken, meinte R. Er und die Mitangeklagten sind der Justiz seit Jahren bekannt. „Ich muss weg von Alkohol und Drogen, will mein Leben endlich ändern“, beteuerte R. Der Prozess wird fortgesetzt. K. G.

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