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Schlägeropfer: "Es reißt mich aus dem Leben"

Opfer sagte aus im Prozess gegen U-Bahn-Schläger. Die mutmaßlichen U-Bahn-Schläger saßen wie versteinert auf der Anklagebank, als der 34-jährige Familienvater gestern den Saal betrat.

Die mutmaßlichen U-Bahn-Schläger saßen wie versteinert auf der Anklagebank, als der 34-jährige Familienvater gestern den Saal betrat. Die vier Jugendlichen sollen ihn „aus Langeweile und Frust“ halb totgeprügelt haben. Sie sitzen derzeit hinter Gittern. Er wird vermutlich Zeit seines Lebens mit den Folgen der sinnlosen Gewalt zu kämpfen haben. „Ich bin jetzt Epileptiker“, sagte der Disponent aus Spandau. „Es reißt mich aus dem Leben.“ Er will sich aber nicht unterkriegen lassen. „Ich muss stark sein für die Familie.“

In der Nacht vor Silvester kam er von einer Geburtstagsfeier, saß gegen 1 Uhr morgens auf dem U-Bahnhof Haselhorst auf einer Bank. „Plötzlich bekam ich Schläge ins Gesicht“, sagte der 34-Jährige. Er wehrte sich nicht, wollte den Tätern aus dem Weg gehen. „Lasst mich einfach in Ruhe“, bat er und ging Richtung Treppe. Was dann geschah, weiß er nicht mehr. Seine Erinnerung setzt erst wieder ein, als er vor dem Bahnhof Schmerzen verspürte und seine Frau anrief.

Die Angreifer hatten ihn geschlagen, getreten, mehrere Stufen hinabgestoßen. Es hagelte noch Tritte, als er am Boden lag und sich schützend die Hände vors Gesicht hielt. Einer der Angeklagten soll ihm schließlich eine leere Wodkaflasche an den Kopf geworfen haben. Der Vater von zwei Töchtern kam mit zertrümmertem Schädel, Hirnblutungen und gebrochenem Arm ins Krankenhaus.

Fast fünf Monate vergingen, ehe er wieder seinen normalen Dienst antreten konnte. Im Juni dann ein erster epileptischer Anfall. Er muss seitdem Medikamente mit erheblichen Nebenwirkungen nehmen, darf vorerst nicht Auto fahren. Eine U-Bahn hat er seither nicht mehr betreten. „Da ist Angst im Hinterkopf“, sagte der Disponent. Arthur T. (19), Daniel S. (17), Darjusch M. (18) und Anthony K. (17), die vier Angeklagten, standen auf und entschuldigten sich. Sie hatten die Tat zu Prozessbeginn vor einer Woche weitgehend gestanden. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. K.G.

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