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Nach dem Zwischenfall von Sonntag ist der Berliner Dom für Besucher wieder zugänglich.

© Britta Pedersen/dpa

Update

Schüsse im Berliner Dom: Randalierer liegt im künstlichen Koma

Der Randalierer, der am Sonntag im Berliner Dom durch Schüsse eines Polizisten gestoppt wurde, liegt im künstlichen Koma.

Die Ermittlungsbehörden wollen den 53-Jährigen in die geschlossene Psychiatrie einweisen. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag sagte, sei die Entscheidung durch einen Richter noch nicht gefallen. Dies eile nicht, weil der Mann ja im Koma liege.

Ein Polizist hatte am Sonntagnachmittag auf einen Mann geschossen. Dieser, ein 53-jährige Österreicher, hatte zuvor randaliert und ließ sich auch nicht durch die beiden herbeigerufenen Beamten beruhigen. Bei der Auseinandersetzung kam es zur Schussabgabe durch einen Polizisten. Der Randalierer wurde dabei an den Beinen getroffen und schwer verletzt, allerdings nicht lebensgefährlich.

Auch der Kollege des Polizisten trug durch einen einen Streifschuss leichte Verletzungen davon. Zunächst hatte es geheißen, dass der Beamte schwer verletzt sei. Die Polizei schließt einen islamistischen oder anderen terroristischen Hintergrund aus.

Verbal aggressiv

Den Angaben zufolge hatte eine Mitarbeiterin des Doms gegen 16 Uhr wegen des verbal aggressiven und mit einem Messer herumfuchtelnden Mannes die Polizei gerufen. Bevor ein Streifenwagen mit zwei Beamten eintraf, hatte das Personal die Kirche bereits räumen lassen. Es befanden sich bis dahin etwa 100 Menschen im Dom. Im Bereich des Altars kam es zu einer Konfrontation zwischen dem Randalierer und den beiden Polizisten.

Großeinsatz in Berlin-Mitte: Im Berliner Dom schoss ein Polizist am Sonntag auf einen Mann, der mit einem Messer herumfuchtelte.
Großeinsatz in Berlin-Mitte: Im Berliner Dom schoss ein Polizist am Sonntag auf einen Mann, der mit einem Messer herumfuchtelte.

© Fabrizio Bensch/REUTERS

Nach dem Polizeieinsatz mit Schusswaffengebrauch im Berliner Dom prüft die Kirchengemeinde mögliche Konsequenzen. „Wir sind sehr betroffen über das, was passiert ist“, sagte der geschäftsführende Domprediger, Thomas Müller, am Montag. Der Vorfall werde in den kommenden Tagen in den Gremien genau analysiert und besprochen. Zugleich zeigten die Mitarbeiter des Doms großes Bedauern darüber, dass zwei Menschen durch Schüsse in der Kirche verletzt wurden.

Die Polizei schilderte den Hergang am Sonntagabend folgendermaßen: Mehrfach hätten die Beamten den Mann aufgefordert, das Messer aus der Hand zu legen, was dieser jedoch ignorierte. Daraufhin hätten sie Reizgas versprüht, um ihn zur Aufgabe zu bewegen.

Die Maßnahme zeigte bei dem Mann jedoch keine Wirkung. Schließlich habe einer der Polizisten zu seiner Waffe gegriffen und auf den Randalierer geschossen. Dabei traf er auch seinen Kollegen.

Zwei Polizisten stehen am frühen Sonntagabend vor dem Berliner Dom. Hier war es zu einer Schussabgabe durch einen Polizeibeamten auf einen aggressiven Mann gekommen.
Zwei Polizisten stehen am frühen Sonntagabend vor dem Berliner Dom. Hier war es zu einer Schussabgabe durch einen Polizeibeamten auf einen aggressiven Mann gekommen.

© Fabrizio Bensch/REUTERS

Ob der Beamte einmal oder mehrmals feuerte, ist Gegenstand der Ermittlungen der Mordkommission. Diese ermittelt immer dann, wenn ein Polizist von seiner Schusswaffe Gebrauch macht. Die Waffe wurde sichergestellt. Der Sender RTL veröffentlichte am Montag ein Video, das von einer Balustrade des Doms aus gefilmt worden sein soll und offenbar den Einsatz zeigt. Darin sind mehrere Schüsse zu hören.

Auch der verletzte Polizist wurde ins Krankenhaus gebracht. Entgegen ersten Informationen erlitt er jedoch nur leichte Verletzungen und konnte die Klinik nach einer ambulanten Behandlung wieder verlassen. Zeugen des Geschehens wurden zur psychologischen Betreuung fortgebracht. Auch den Polizisten wurde Betreuung angeboten.

Ein Mannschaftswagen der Berliner Polizei steht am Sonntag vor dem Berliner Dom.
Ein Mannschaftswagen der Berliner Polizei steht am Sonntag vor dem Berliner Dom.

© Jörn Hasselmann

Kurz nach der Schussabgabe trafen weitere Streifenwagen sowie eine Einsatzhundertschaft am Tatort ein. Die Kirche wurde abgeriegelt, der Gottesdienst am Abend musste ausfallen, allerdings konnte Dompersonal die Absperrungen passieren.

Auf Twitter veröffentlichten Augenzeugen Bilder und Videos, die Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen zeigen. Schnell war allerdings klar, dass es sich nicht um eine Terrorlage handelt und keine Gefahr für die Passanten rund um den Dom bestand. Der Randalierer ist nach Polizeiangaben auch in Österreich geboren worden.

Die Evangelische Kirche ist schockiert

Am Abend reagierte die Evangelische Kirche auf den Vorfall. "Es ist schockierend zu sehen, dass es auch in einem Gotteshaus zu Gewalttaten kommen kann", teilte der Vorsitzende des Domkirchenkollegiums, Volker Faigle, mit. "Wir schließen die Verletzten in unsere Gebete ein, danken den Rettungskräften und den Dommitarbeitenden für ihr umsichtiges Handeln."

Der Berliner Dom befindet sich auf der Museumsinsel mitten im Zentrum von Berlin, unweit des Alexanderplatzes und des Brandenburger Tors. Besonders am Wochenende halten sich dort viele Touristen auf. Am kommenden Sonntag wird mit einem Festgottesdienst an den 25. Jahrestag des Wiederaufbaus des Gotteshauses am 6. Juni 1993 erinnert.

"Ein Gotteshaus ist kein Flughafen"

„Wenn eine Gewalttat in einen Kirchenraum stattfindet, macht das immer besonders betroffen“, sagte Domprediger Müller. Zugleich verwies er darauf, dass Dom bereits schärfere Sicherheitsvorkehrungen habe als andere Kirchen. So gibt es unter anderem bei Besuchern Taschenkontrollen, große Taschen dürfen nicht mit in die Kirche. Zu Großveranstaltungen wird die Zahl der Mitarbeiter erhöht. Die Domgemeinde arbeitet mit einem privaten Sicherheitsdienst zusammen, der rund um die Uhr tätig ist.Wir haben kein Bodyscan-Gerät. Insofern wird immer eine gewisse Unsicherheit bestehen bleiben“, sagte Müller und fügte hinzu: „Aber wir sind ein Gotteshaus und kein Flughafen.“ Dennoch würden die Sicherheitslage des Doms noch einmal analysiert und mögliche Konsequenzen geprüft. Er freue sich, dass sich die zahlreichen Besucher von Vorfällen dieser Art nicht abschrecken lassen, sagte der Domprediger. Seit Montag ist der Dom wieder zugänglich.

Tödliche Schüsse im Jahr 2013 in der Nähe

Unweit des Domes hatte es 2013 einen Zwischenfall gegeben, bei dem ein 31-Jähriger durch Schüsse aus einer Polizeiwaffe getötet wurde. Der psychisch kranke Mann hatte sich damals mit einem Messer im Neptunbrunnen selbst verletzt und dann einen Polizeibeamten angegriffen. Dieser zog seine Dienstwaffe und schoss mehrmals. Der Mann starb nach einem Lungendurchschuss. Gegen die eingesetzten Beamten wurde damals ermittelt, das Verfahren aber dann eingestellt. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft war das Vorgehen gerechtfertigte Notwehr. (mit epd, dpa)

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