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Sexueller Missbrauch: "Dieser Junge braucht Hilfe"

Im Fall eines Siebenjährigen, der an einer Schule in Berlin-Tiergarten eine gleichaltrige Mitschülerin missbraucht haben soll, spricht Kinderpsychologe Bergmann von einer infantilen Vergewaltigung.

Haben Sie als Kind Doktor gespielt?

Klar. Aber dieser Fall ist, wenn die Informationen stimmen, anders. Beim klassischen Doktorspiel sind alle Beteiligten neugierig und insofern mit den Handlungen einverstanden. Hier liegt eindeutig sexueller Missbrauch vor. Mehr noch: Es war eine infantile Vergewaltigung.

Von einem Siebenjährigen?

Er hat sicher nachgeahmt, was er in den Medien oder sonstwo gesehen hat. Vielleicht in kindlicher Unschuld, ohne zu wissen, was es bedeutet. Furchtbar ist, dass er offenbar kein Mitleid mit dem Mädchen hatte.

Der Schulleiter hat also richtig reagiert?

Absolut. Dieser Junge benötigt aber auch Hilfe. Ein seelisch gesundes Kind in diesem Alter hat erstens Schamgefühl und zweitens mit anderen Mitleid, das sich aus Wertvorstellungen speist. Wenn beides nicht da ist, braucht es eine Therapie – notfalls auch gegen den Willen der Eltern.

Und das Opfer?

Die Eltern des Mädchens haben richtig gehandelt und den Vorfall angezeigt. Dass sich ihr Kind ihnen anvertraute, spricht für eine gesunde Beziehung. Es wird den Vorfall sicher verarbeiten.

Ist das Geschehen ein Ausnahmefall?

Leider nicht. Die Fälle von sexuellen Übergriffen bei unter Zehnjährigen häufen sich. Das ist nicht die Schuld der Kinder, sondern hat etwas mit der extrem sexualisierten Medienwelt zu tun, die wir auf unsere Kinder einprasseln lassen.

Wolfgang Bergmann ist Vater von drei

Kindern und leitet

das Institut für

Kinderpsychologie und Lerntherapie in Hannover.

Mit ihm sprach

Sandra Dassler.

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