Sexueller Missbrauch: Liedermacher Kurt Demmler verhaftet

Der Liedermacher Kurt Demmler, einer der erfolgreichsten Rocktexter der DDR, ist verhaftet worden. Wie eine Berliner Justizsprecherin am Mittwoch mitteilte, wurde der 64-jährige Musiker, der unter anderem Texte für Nina Hagen ("Du hast den Farbfilm vergessen"), Karat und die Klaus Renft Combo schrieb, aufgrund eines bestehenden Haftbefehls am Montag festgenommen. Vorgeworfen wird ihm sexueller Missbrauch von Kindern. Die Tat soll allerdings schon länger zurückliegen. Nähere Einzelheiten könnten wegen des laufenden Ermittlungsverfahren nicht genannt werden.

Die Justizsprecherin bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Danach soll Demmler in Storkow (Landkreis Oder-Spree) festgenommen worden sein, wo er nach der Wende mit seiner Frau zurückgezogen gelebt haben soll. Der Künstler ist am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt worden. Danach bleibe Demmler vorerst weiter in Haft wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr, sagte die Justizsprecherin. Der Liedermacher habe eine Haftprüfung beantragt.

Bestes Album der DDR-Geschichte geschrieben

Demmler galt als der vielseitigste und erfolgreichste Rocktexter der DDR. Sein 1985 erschienenes Album "Die Lieder des kleinen Prinzen" (nach Saint-Exupéry) gehört zu den besten Alben in der Musikgeschichte der DDR. Zu seinen Liedern gehören auch "Das können die Oktoberkinder", "Irgendwer ist immer dabei", "Jeder Mensch kann jeden lieben" und "Komm in mein Gitarrenboot". Demmler erhielt in der DDR mehrere Auszeichnungen, seine letzte CD erschien im Jahr 2001.

1976 gehörte er zu den Mitunterzeichnern der Protestresolution gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR. Der in Posen geborene Arzt war auch Mitunterzeichner der Resolution der Rockmusiker und Liedermacher im Wendeherbst 1989 in der DDR und trat bei der ersten freien Massendemonstration in Ost-Berlin am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz auf. 1985 erhielt Demmler den Nationalpreis der DDR. (saw/dpa/ddp)