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Staubsauger-Lärm: Nachbarschaftsstreit bis aufs Blut

Weil der Staubsauger ständig lärmte: Ein 50-Jähriger zog ein Messer gegen einen 34-Jährigen in Hellersdorf und verletzte ihn schwer. Vor Gericht bestreitet er jede Absicht.

Wenn in der Wohnung der Nachbarin in Hellersdorf der Staubsauger aufheulte, war Olaf W. auf hundertachtzig. „Natürlich macht man sauber, aber bei der Frau lief der fast 24 Stunden lang“, schimpfte der 50-Jährige vor dem Landgericht. Seit Jahren lag er mit der Nachbarin im Clinch. Bis der Streit blutig endete. W. zog ein Messer und verletzte den 34-jährigen Sohn der Frau schwer. 13 Zentimeter lang war der Schnitt am Hals. Im Prozess wegen versuchten Totschlags bestritt er am Freitag eine Absicht.

Die Begegnung der beiden Hellersdorfer war zufällig. Olaf W. wollte seine drei Katzen in die Wohnung holen. Kater Paulchen flitzte durch die Gothaer Straße – dicht gefolgt von einem schwarzen Hund. Katzennarr W. sah es mit Sorge. „Nee, nee“, rief er und bemerkte dann den Hundebesitzer. Ausgerechnet Sven M. kam auf ihn zu. Der Katzennarr Olaf W. pöbelte den Sohn an, will ihn aber nach einer kurzen Beschimpfung nicht weiter belästigt haben. „Ich ging weiter, dann kam er zurück und schubste mich ohne Grund in ein Gebüsch“, sagte der Angeklagte. Angeblich fühlte er sich durch den Labrador bedroht: „Der setzte auf einmal zum Sprung an, ich hielt das Messer zur Abwehr hoch, lief dann weg.“ Einen Stich will er nicht bemerkt haben. Eine Stunde nach der blutigen Auseinandersetzung stand die Polizei vor seiner Tür. Olaf W., ein arbeitsloser Koch, befindet sich seitdem in Haft. Er schluchzte laut, als er über seine geliebten Katzen sprach. Während Sven M.s Aussage schüttelte er heftig den Kopf und blieb bei seiner Version eines bedauerlichen Unfalls: „Ich habe dem Menschen nichts getan.“

Fest steht: Die zerstrittenen Nachbarn standen sich an jenem Abend Auge in Auge gegenüber. Worte und Ton waren alles andere als freundlich. Die Männer kannten sich bereits von einer Rangelei. Damals war Olaf W. in der Hecke gelandet. Er hatte zuvor M.s Schwester geohrfeigt, weil ihm eine Bemerkung von ihr zu frech war. Vieles kam zusammen, als es bei der zufälligen Begegnung hin- und herging. Er sei als „Penner“ und „Assi“ beschimpft worden, sagte Sven M., der wie der Angeklagte arbeitslos ist. Er sei auf ihn zugegangen und habe gesagt: „Kann dir ja mal zeigen, was ein Penner ist.“ Erneut machten sie ein paar Schritte und wieder kehrt. „Ich bringe dich um“, soll Olaf W. schließlich gerufen haben. Und noch einmal, so Sven M., sei er auf W. zugegangen: „Was willst du machen?“ In dem Moment habe W. ausgeholt. „Er stach Richtung Bauch, ich wehrte mit den Händen ab, dann spürte ich den Schnitt am Hals und rief um Hilfe.“

Bei einer Frage aber wich der Zeuge aus: „Könnte ihr Verhalten dazu beigetragen haben, dass es so gekommen ist?“ Sven M. sprach stattdessen erneut über Ärger, den seine Familie bereits mit W. erlebt habe. Der Prozess geht Dienstag weiter.

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