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Nicht jeder Taxifahrer denkt nur an das Wohl seiner Gäste, wie der Fall von Talip M. zeigt.

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Taxifahrer in Berlin vor Gericht: 400 Euro für eine Fahrt in die City  

In Berlin steht ein 48-jähriger Taxifahrer wegen Betruges vor Gericht. Er soll am Flughafen Tegel auf ahnungslose Touristen gelauert und horrende Preise kassiert haben.

Als die unverschämten Summen ausgelistet wurden, ging ein Raunen durch die Reihen der Zuhörer. 196 Euro statt 22 Euro, 96 Euro für eine 16-Euro-Fahrt in die Innenstadt, schließlich 269 Euro für eine Fahrt von zehn Kilometern, obendrein Schwindeleien mit dem Wechselgeld, Bedrohungen von Fahrgästen, sogar Raub. Es geht um eine mutmaßliche Serie von Abzocke am Flughafen Tegel. Dort soll Taxifahrer Talip M. abseits der offiziellen Haltestellen gelauert und ahnungslose Fahrgäste ausgenommen haben.

22 Vorfälle zwischen März 2012 und Mai 2013 werden dem Mann aus Wedding zur Last gelegt – und vor dem Amtsgericht ist die Welt zu Gast ist. Aus Mexiko,  Argentinien, Finnland, Frankreich, Spanien, und der Schweiz stammen Opfer, andere aus Berlin und anderen Bundesländern. M. empfing sie sehr freundlich. Doch er habe auf Betrug gesetzt, so die Anklage. Einen Mexikaner, der sich mit den deutschen Preisen und auch mit der Währung nicht auskannte, soll er sogar 400 Euro für etwa zehn Kilometern abgeknöpft haben. Der Mann blieb mit einer Quittung über 2,69 Euro zurück. .

Talip M., ein Mann von 48 Jahren, verbarg sein Gesicht hinter einer Akte, als er vorbei an mehreren Kameras in den Saal lief. Als Beruf gab er Taxifahrer an. „Im Moment arbeitslos“, schob der dreifache Familienvater nach. Wovon er derzeit lebt, verriet er nicht. Als die erste Zeugin kam, sah er zur Seite. Die 83-Jährige büßte 200 Euro ein.  

Vor Gericht. Taxifahrer Talip M. soll abseits der offiziellen Haltestellen gelauert und ahnungslose Fahrgäste ausgenommen haben.
Vor Gericht. Taxifahrer Talip M. soll abseits der offiziellen Haltestellen gelauert und ahnungslose Fahrgäste ausgenommen haben.

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„In bester Selbstbedienung griff er nach meinem Portemonnaie“, gab die Dame aus Charlottenburg zu Protokoll. Ein Verwirrspiel habe der Taxifahrer angezettelt: Er wollte 34 Euro, sie gab einen 50-Euro-Schein. „Das ist zu wenig“, konterte er und log, es sei nur ein 10-Euro-Schein gewesen. Sie regte sich auf.

Angeklagter seit den 1990er Jahren mehrfach bestraft worden

Er blaffte: „Sind Sie krank?“ Irgendwie, so die Zeugin, habe er ihr noch einen Hunderter aus der gezogen. Rasant und mit offener Kofferraumklappe sei er verschwunden. So war das Kennzeichen verdeckt. Es verwundert, dass ein Mann wie M., überhaupt eine Taxi-Lizenz hat. Immerhin muss man für diesen Schein ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Das von M. dürfte nicht blütenweiß sein: Seit den 1990er Jahren sei er mehrfach bestraft worden, zuletzt 2010 wegen versuchter Körperverletzung und Betrugs, hieß es.

Vermehrt gingen Beschwerden über Abzocke am Flughafen Tegel ein. Auch Petra M. aus Hamburg hatte sich mächtig geärgert und Anzeige erstattet. Satte 67 Euro für eine Fahrt in die Bleibtreustraße sollte sie zahlen. Die Ärztin gab einen Fünfziger. Der Taxifahrer aber: „Das war nur ein 5-Euro-Schein.“ Wie in anderen angeklagten Fällen gab es ein Hin und Her. 120 Euro war die Ärztin am Ende los.

Weitere Opfer berichteten von einem „Notdienstzuschlag“, der verlangt wurde und davon, dass sie in einer dunklen Straße abgesetzt worden seien. Wer nicht zahlen wollte, habe sein Gepäck nicht erhalten. Der Prozess geht Freitag weiter.

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