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© dpa

Tiergarten: Mahnmal demoliert - Schwule und Lesben reagieren fassungslos

"Eine Schande", nennt die Sprecherin des Lesben- und Schwulenverbandes die Tat: Keine zwei Monate nach der Einweihung ist das Mahnmal für Homosexuelle, die in der NS-Zeit verfolgt wurden, schwer beschädigt worden. Am Montag soll eine Protestkundgebung stattfinden.

Das Berliner Mahnmal für die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen ist am Wochenende von unbekannten Tätern schwer beschädigt worden. Unter anderem wurde das Sichtfenster, hinter dem ein Video in Endlosschleife zwei sich küssende Männer zeigt, eingeschlagen.

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) nannte den Anschlag "eine Schande" und rief für Montag zu einer Protestkundgebung im Stadtteil Tiergarten auf. Die Zertrümmerung des Sichtfensters spreche für eine Tat aus "Hass gegen Homosexuelle".

Die Tat sei "widerlich und empörend", sagte LSVD-Verbandssprecher Günter Dworek am Sonntag in Berlin. Der Anschlag nur elf Wochen nach der Einweihung des Denkmals im Stadtteil Tiergarten mache drastisch deutlich, wie notwendig das Mahnmal ist. Homosexuellenfeindlichkeit sei immer noch virulent. Auch in einer demokratischen Gesellschaft gebe es Menschen, die es nicht ertragen könnten, wenn sich zwei Männer im öffentlichen Raum küssen, hieß es.

Grünen-Politiker: "Ausdruck von Menschenverachtung"

Das Fenster sowie ein Bauzaun waren vom Samstagmorgen von unbekannten Tätern beschädigt worden. Ein Passant hatte die Zerstörungen in der Ebertstraße entdeckt und die Polizei informiert. Das Denkmal am südlichen Rand des Tiergartens war im Mai dieses Jahres eingeweiht worden.

Der Grünen-Politiker Volker Beck verurteilte die Tat als "Ausdruck von Menschenverachtung". Wer das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus angreife, wolle das Wiederaufleben der kollektiven Menschenfeindlichkeit der Nazis wieder denkbar machen. Er forderte Gespräche darüber, wie das Denkmal besser geschützt und in die Topographie der Stadt eingebunden werden könne.

In dem Teil des Parks Tiergarten, in dem häufig Schwule auf Partnersuche sind, hatte es in den vergangenen Tagen mehrere Übergriffe durch unbekannte Täter gegeben, bei dem zwei Männer schwer verletzt wurden. Das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo geht von einem schwulenfeindlichen Hintergrund der Taten aus. Auch der LSVD spricht von einer "Gewaltserie gegen schwule Männer". Es sei notwendig, die gesellschaftlichen Anstrengungen gegen Homosexuellenfeindlichkeit "deutlich zu verstärken".

Die Protestkundgebung des LSVD soll am Montag um 17 Uhr vor dem beschädigten Mahnmal stattfinden.

Claudia Pietsch[ddp]

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