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Eine Funkstreife im Einsatz.

© dpa

Tödliche Verkehrsunfälle in Berlin: Drei Passanten sterben in nur fünf Tagen

Dienstagabend kamen erneut zwei Passanten bei Verkehrsunfällen ums Leben - diesmal in Moabit und Schmargendorf. Derweil hat ein 47-Jähriger eingeräumt, beim tödlichen Lasterunfall am Freitag in Reinickendorf am Steuer gesessen zu haben.

Erst am Freitag war eine 22-Jährige ums Leben gekommen, als sie beim Queren der Ollenhauerstraße in Reinickendorf von einem Lastwagen erfasst wurde - am Dienstag sind wieder zwei Passanten im Hauptstadtverkehr getötet worden.

Beide Unfälle - einer in der Turmstraße in Moabit, der andere in der Teplitzer Straße in Schmargendorf - ereigneten sich nach Einbruch der Dunkelheit, in beiden Fällen wurden Männer im Seniorenalter getötet. In Moabit war offenbar ein misslungenes Ausweichmanöver der Auslöser des Unglücks; in Schmargendorf ist der genaue Hergang des Unfalls noch unklar. Die Polizei sucht in diesem Fall nach Zeugen.

Moabit: Passant auf dem Bürgersteig totgefahren

Turmstraße, Dienstagabend kurz nach 18 Uhr: Ein 24-jähriger ist in einem Smart auf der Turmstraße in Richtung Stromstraße unterwegs. An der Kreuzung Ottostraße kommt ihm ein Nissan auf der Gegenfahrbahn entgegen. Der Fahrer des Nissans will wenden, kann den Fahrtrichtungswechsel aber offenbar nicht schnell genug abschließen. Der 24-Jährige weicht nach eigener Aussage nach rechts aus, um einen Zusammenstoß zu vermeiden - und verliert die Kontrolle über sein Auto. Der Smart kommt von der Straße ab, erfasst auf dem Bürgersteig einen 69-jährigen Fußgänger und kracht in eine Apotheke. Der Senior stirbt noch am Unfallort. Noch ist nicht geklärt, ob der 24-Jährige zu schnell unterwegs war; laut einem Polizeisprecher liegen derzeit keine Hinweise auf Alkohol- oder Drogenmissbrauch vor.

Schmargendorf: Polizei sucht Zeugen eines tödlichen Unfalls

Etwa zur gleichen Zeit stellen Ärzte in einem Krankenhaus den Tod eines 73-jährigen Passanten fest. Er war kurz zuvor mit schweren Verletzungen eingeliefert worden, die er bei einem Unfall in der Teplitzer Straße in Schmargendorf erlitten hatte. Der Senior war gegen 16.30 Uhr auf Höhe der Hausnummer 20 auf die Fahrbahn getreten - und wurde von einer 58-Jährigen Hyundai-Fahrerin erfasst, die in Richtung Hubertusallee unterwegs war. Nach Angaben eines Polizeisprechers ist noch nicht klar, warum der 73-Jährige auf die Straße getreten war. Der Verkehrsermittlungsdienst sucht nach Zeugen, die den Unfall beobachtet haben.

Besonders der Fahrer eines weißen Autos, der direkt hinter dem Wagen der 58-Jährigen unterwegs war und nach dem Unfall kurz angehalten hatte, wird um einen Anruf bei der Polizei unter (030)- 4664 281 800 gebeten. Zeugen, die den Passanten kurz vor dem Unfall in der Teplitzer Straße gesehen haben, werden ebenfalls darum gebeten, sich zu melden. Der 73-Jährige war mit einer dunkelgrauen Jacke und einer Strickmütze in der gleichen Farbe, einer dunkelbraunen Cordhose und dunkelbraunen Schuhen mit weißen Schnürsenkeln bekleidet.

Reinickendorf: 47-Jähriger räumt ein, am Steuer gesessen zu haben

Im Fall der am vergangenen Freitag in der Ollenhauerstraße getöteten 22-Jährigen hat ein 47-jähriger Kraftfahrer eingeräumt, zum Unfallzeitpunkt am Steuer des Lasters gesessen zu haben. Nachdem der Laster die 22-Jährige überrollt und tödlich verletzt hatte, war der 47-Jährige einfach weitergefahren - fraglich ist nach wie vor, ob es sich um eine absichtliche Unfallflucht handelte oder ob der Mann die Kollision nicht bemerkt hatte. "Bisher hat sich der Mann noch nicht zu dieser Frage eingelassen", sagte ein Polizeisprecher. Der Lastwagen war am Samstag nach einem Tipp aus der Bevölkerung von der Polizei beschlagnahmt worden.

Verkehrsstatistik: Rund ein Drittel mehr Tote als 2013

Schon drei Wochen vor Silvester ist klar: Im Jahr 2014 starben in Berlin erheblich mehr Menschen im Verkehr als im Vorjahr. 2013 kamen insgesamt 37 Menschen um - mit den am Dienstag getöteten Männern beläuft sich die Zahl der Verkehrstoten in diesem Jahr bereits jetzt auf 49. Selbst wenn es im Dezember keine weiteren tödlichen Unfälle gibt: Die Zahl der Verkehrstoten liegt um mindestens 32 Prozent höher als im Vorjahr. Allerdings war die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2013 so niedrig wie in den letzten 20 Jahren nicht.

Parallel zur Gesamtzahl der Getöteten stieg auch die Zahl der getöteten Fußgänger. Unter den 37 Verkehrstoten in 2013 waren laut polizeilicher Statistik 15 Passanten. Von den bislang 49 Verkehrstoten in diesem Jahr waren nach Angaben der Polizei 18 Menschen zu Fuß unterwegs, als sie tödlich verletzt wurden.

Unfälle mit Passanten: In neun von zehn Fällen gibt es Verletzte

Dennoch ist es laut Statistik relativ unwahrscheinlich, als Fußgänger in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden: 2013 wurden exakt 2.381 Verkehrsunfälle mit Passanten bei der Berliner Polizei gemeldet; dies entspricht einem Anteil von 1,8 Prozent an den erfassten Verkehrsunfällen. Allerdings enden rund 93 Prozent dieser Unfälle mit Verletzungen; in rund vier von fünf Fällen handelt es sich um leichte Verletzungen, die ambulant behandelt werden können. Insgesamt kommt es bei rund zehn Prozent der Verkehrsunfälle zu den gefürchteten "Personenschäden".

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