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Komasaufen

© ddp

Tödliches Wett-Trinken: Berliner Tequila-Wirt in Untersuchungshaft

Er soll einem 16-jährigen Berliner 40 Tequila ausgeschenkt haben - woraufhin dieser ins Koma fiel und starb. Der in Untersuchungshaft sitzende Wirt weist die Schuld am Tod des Jugendlichen jedoch von sich.

Im Fall des bei einem Wett-Trinken verstorbenen 16-Jährigen wird dem Kneipen-Wirt Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen, teilte die Polizei mit. Der 26-Jährige ehemalige Barbesitzer soll dem Jugendlichen bei einem "Gelage" im Februar in einer Charlottenburger Kneipe 40 Gläser Tequila ausgeschenkt haben. Der Junge fiel daraufhin mit 4,8 Promille ins Koma, aus dem er nicht wieder erwachte. Ende März starb der Schüler dann an Kreislaufversagen. Das Lokal wurde daraufhin durch eine Verfügung des Wirtschaftsamtes Charlottenburg-Wilmersdorf geschlossen.

Im Zuge der Ermittlungen wurde auch bekannt, dass der Wirt zuvor bereits mit einem 18-Jährigen ein Wett-Trinken veranstaltet hatte. Der junge Mann brach dabei ebenfalls zusammen, allerdings blieben in diesem Fall keine gesundheitlichen Schäden zurück.

Beschuldigter weist Vorwürfe von sich

Nach Angaben der Behörden bestätigte der ehemalige Barbesitzer in seiner Vernehmung zum Teil die Ermittlungsergebnisse. Zugleich wies er aber jede Schuld am Tod des 16-Jährigen von sich. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Gäste und Lokalpersonal wegen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung.

Der Fall des Schülers hatte eine bundesweite Debatte über Alkoholmissbrauch unter Kindern und Jugendlichen ausgelöst. Das Ergebnis war ein Verbot so genannter Flatrate- oder Koma-Partys. Bund und Länder einigten sich Anfang Juni auf eine entsprechende Änderung des Gewerberechts. "Flatrate-Angebote", die erkennbar auf Verabreichung von Alkohol an Betrunkene abzielen, sind danach unzulässig, ebenso die Werbung für entsprechende Veranstaltungen . Wer dennoch Flatrate-Partys ausrichtet, muss mit Konsequenzen bis zum Widerruf der Gaststättenerlaubnis rechnen.

50 Prozent mehr Krankenhauseinlieferungen

Nach Angaben der Berliner Fachstelle für Suchtprävention lag im Jahr 2005 der Alkoholverbrauch je Einwohner in Deutschland an reinem Alkohol bei 10 Litern. 1,6 Millionen Menschen in Deutschland seien alkoholabhängig. Insgesamt sterben jährlich um die 42.000 Menschen an den direkten oder indirekten Folgen des Alkoholkonsums.

Seit dem Jahr 2000 haben sich die Fälle von Krankenhauseinlieferungen sowohl bei Kindern unter 15 Jahren als auch bei Jugendlichen von 15 bis 19 Jahren in Berlin und bundesweit um 50 Prozent erhöht, so die Stelle. Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen mit der Diagnose eines akuten Rausches seien jünger als 16 Jahre und fast die Hälfte würde mit einem Blutalkoholwert von über 2 Promille eingeliefert. In Berlin habe der Alkoholmissbrauch im Jahr 2005 auch unter den 10 bis 14-Jährigen stark zugenommen. So seien 74 Kinder und Jugendliche, darunter 39 Mädchen, stationär behandelt worden. (rope)

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