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Jeder kann Trickdieben zum Opfer fallen.

© dapd

Trickdiebstähle: Berliner und Touristen fallen häufiger auf Trickdiebe rein

Taschendiebstahl, Enkeltrick, Telefonbetrug: Auf stets neue Art versuchen gewiefte Täter, gutgläubige Menschen in Berlin zu täuschen. Die Polizei warnt bereits Besucher mehrerer beliebter Plätze.

Immer neue Tricks, immer neue Opfer. Am Wochenende waren Taschendiebe als „Spendensammler“ in der City West unterwegs. Unter diesem Vorwand lenkten drei Personen in der Joachimstaler Straße in Charlottenburg einen 29-Jährigen ab. Dieser bemerkte zwar noch, wie sich eine der Frauen an seiner Geldbörse zu schaffen machte. Doch mit den Scheinen daraus flüchteten zwei der Täter. Immerhin gelang es dem Opfer, die dritte Trickdiebin festzuhalten, eine angeblich 15-Jährige aus Rumänien. Nur ein Beispiel von vielen: Die Zahl der angezeigten Taschendiebstähle ist in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres drastisch auf 9356 gestiegen – ein Plus von 17,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Polizei warnt insbesondere Besucher des Breitscheid- und des Alexanderplatzes. Wegen der vielen Touristen und Großveranstaltungen sind diese Orte bei Dieben und Betrügern beliebt. Die Statistik für das gesamte Jahr 2011 liegt noch nicht vor. Die Zahl der tatsächlichen Vorfälle ist ohnehin weit höher, da viele Opfer keine Anzeige stellen. Die Aufklärungsquote liegt bei nur 3,8 Prozent.

Auch beim Trickdiebstahl aus Wohnungen ist das Dunkelfeld laut Polizei groß. Häufig würden Taten gar nicht als solche wahrgenommen – vor allem von älteren Opfern. Oder die Betrogenen verzichteten aus Scham auf eine Anzeige. Die Aufklärungsquote bei diesem Delikt läge bei 31 Prozent. 71 Prozent der ermittelten Täter seien ausländischer Herkunft.

Wegen der hohen Zahl der Taten hat der Senat im neuen Haushalt Geld eingeplant für ein „Präventionskonzept zur Bekämpfung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“.

Ein einziger Ratschlag der Polizei könnte umfassend helfen – wenn er denn beherzigt würde: Niemals einen Fremden in die Wohnung lassen. Und niemals heißt niemals. Doch mit rührseligen Geschichten verschaffen sich gewiefte Betrüger Einlass. Ist der Bewohner erst mal abgelenkt, vergreifen sich Komplizen in kürzester Zeit an dessen Eigentum. Die Polizei verteilt gratis Warnschilder für Haustüren an Senioren. „Ich lasse keinen Fremden in die Wohnung“, steht darauf. 

Eine ähnliche Warnung empfiehlt sich fürs Telefon. Denn auch der sogenannte Enkeltrick boomt: Angebliche Verwandte rufen an und erbitten Bargeld von „Oma“. Ihre Opfer suchen sich die Täter im Telefonbuch aus. Steht dort ein altmodischer weiblicher Vorname, dann gehen sie von einer älteren Frau aus, die allein lebt. Denn sonst stünde dort der Name des Mannes, wie früher üblich. Für 2010 schätzte ein Ermittler des Landeskriminalamts den Schaden für Senioren auf zwei Millionen Euro. Dahinter steckten meist osteuropäische Banden, für das Telefonat würden Helfer mit deutscher Muttersprache angeheuert.

Opfer kann jeder werden. Kürzlich warnte die Justiz vor Telefonbetrügern „im Namen der Staatsanwaltschaft“. Es gebe bundesweit eine „Vielzahl von Geschädigten“, denen Unbekannte unter Hinweis auf ein – frei erfundenes – drohendes Strafverfahren eine Einstellung gegen Geld angeboten hatten. Die Täter nutzen manipulierte Anschlüsse mit der Berliner Vorwahl 030. Tatsächlich kommen die Anrufe aus dem Ausland und lassen sich nicht zurückverfolgen.

Ähnlich funktioniert der Betrug mit Gewinnversprechen. Zuvor müsse eine Gebühr überwiesen werden, teilt ein „Rechtsanwalt“ mit. Rufen die vermeintlichen Gewinner eine Nummer zurück, meldet sich tatsächlich ein „Rechtsanwalt“, der den „Gewinner“ noch einmal bestärkt.  „Technisch ist es kein Problem, eine Telefonverbindung mit deutschen Vorwahlziffern so einzurichten, dass der Anruf zu einem Callcenter in der Türkei führt“, heißt es in einer aktuellen Warnung der Polizei. Eine zweite aktuelle Warnung gilt sogenannten Schenkkreisen. Hier wird das altbekannte Schneeballsystem, demzufolge man angeblich mehrere zehntausend Euro bei einem Einsatz von zum Beispiel 5000 Euro bekommt, auf einer Kaffeefahrt aufgetischt. Selbst das funktioniert offenbar noch.

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