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Über 3 Jahre Haft: Endstation für einen Hochstapler

Ein 64-Jähriger ergaunerte 200 000 Euro. Nun muss er für drei Jahre und neun Monate in Haft. Selbst in der Untersuchungshaft versuchte er noch, einen Mithäftling zu betrügen.

Seine Auftritte waren glänzend. Heinz J. trug feinen Zwirn, jonglierte mit Zahlen und verstand es unglaublich schnell, Vertrauen aufzubauen. Doch der schmale Mann von 64 Jahren gaunerte sich als Hochstapler und Liebesschwindler durchs Leben und verjubelte die Beute. Die nächste Zeit aber wird er hinter Gittern verbringen: Der vorbestraften Betrüger wurde am Dienstag zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Als angeblicher Experte für lukrative Anlagen in der Schweiz hatte er zwei Frauen und zwei Männer um insgesamt 200 000 Euro gebracht.

Die Serie, um die es ging, begann 2007/2008. Damals düste Heinz J. in einem Maserati durch die Stadt und wohnte luxuriös in Charlottenburg bei 2500 Euro Miete. Er schien stets auf der Suche nach leichtgläubigen Menschen zu sein, die er mit seinen Lügengeschichten beeindrucken konnte. Er fand sie in einer Nervenklinik, in Partnerbörsen im Internet, im Bekanntenkreis. Als er wegen Depressionen stationär behandelt wurde, ging ihm eine Mitpatientin auf dem Leim. Die 52-jährige Kunsthistorikerin vertraute ihm eine Erbschaft an. Er wollte die 85 000 Euro "gut anlegen". In einem anderen Fall büßte eine Frau, die einen Partner suchte, etwa 25 000 Euro ein. Im Falle von zwei Geschäftsmännern waren es 60 000 Euro und 30 000 Euro, die J. abzockte.

Der Hochstapler ging „berechnend und systematisch vor“, sagte der Ankläger. Besonders niederträchtig und schändlich, so auch die Richter, habe sich Heinz J. im Falle der Mitpatientin verhalten. Die Frau habe sich einfach nicht vorstellen können, dass ein wie sie Erkrankter an ihr Geld will. Insgesamt, so das Gericht, seien die Opfer aber sehr leichtgläubig gewesen. Sie hätten keine Quittungen verlangt, es sei „schwer nachvollziehbar, was sie sich aufschwatzen ließen“.

Heinz J. hörte das Urteil regungslos. Er ist gelernter Kaufmann, der vor Jahren in der Immobilienbranche gescheitert war. Er stand seit 1985 wegen Unterschlagung, Urkundenfälschung, Missbrauchs von Titeln und Betruges vor Gericht. Er gab sich bei Geschäften als Doktor der Medizin aus oder ließ Arbeiten in seiner Wohnung durchführen, die er nicht bezahlten konnte. Im Prozess hatte er gestanden und erklärt: „Ich musste mein Leben finanzieren.“ Arbeit habe er nicht gefunden. Das Geld habe er für sich verbraucht. Er sprach von Reue. Die nahm ihm der Ankläger nicht ab, denn der eloquente Mann hatte auch in der Untersuchungshaft versucht, einem Mithäftling 2500 Euro abzuschwatzen. Ein Verfahren wegen Betruges zu Lasten einer Ärztin aus Potsdam ist noch anhängig.

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