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Verhungertes Baby: Mutter droht zweieinhalb Jahre Haft

Die beiden Angeklagten wollten sich eine heile Familie aufbauen, doch die Situation mit ihrem zu früh geborenen Kindüberforderte sie. Jetzt wurden die Eltern, beide minderbegabt und aus desolaten Verhältnissen, schuldig gesprochen.

Die Mutter des kleinen Max, der zwei Tage nach seiner Geburt verhungerte, muss für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Die 20-Jährige sei der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig, urteilte ein Jugendgericht. Sie und ihr Freund hätten den Jungen geliebt, seien aber heillos überfordert gewesen. Obwohl das Kind kaum Nahrung aufnahm, hätten sie ihm ärztliche Hilfe vorenthalten. Gegen den 21-jährigen Mann erging wegen fahrlässiger Tötung ein Jahr Haft auf Bewährung.

Die Richter sahen den Fall damit völlig anders als die Anklägerin. Sie hatte auf Totschlag durch Unterlassen plädiert und Haftstrafen von jeweils sieben Jahren gefordert. Ein Tötungsvorsatz aber lag auf keinen Fall vor, sagte die Richterin. „Sie hofften ernsthaft, Max werde nicht sterben.“ Das Paar hatte versucht, dem Frühchen abgekochtes Wasser und Anfangsmilch zu geben. Zum Arzt wollte die Mutter nicht gehen, weil sie Angst hatte, man könnte ihr den Jungen – wie ihre beiden ersten Kinder - wegnehmen.

Die Angeklagten, beide minderbegabt und aus desolaten Verhältnissen, wollten sich eine heile Familie aufbauen. Ohne Hilfe brachte Nadine K. den Jungen am 13. März in einer Hellersdorfer Wohnung zur Welt. Nach seinem Tod wollten sie ihn behalten, legten ihn ins Gefrierfach, kuschelten mit ihm. Die Richterin sagte: „Hier haben sich zwei traurig entwickelte Menschen aneinandergekettet in der fatalen Hoffnung, aus schwach und schwach wird stark.“

Kerstin Gehrke

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