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Vier Millionen veruntreut: Den Notar hatte die Gier gepackt

Ein 42-jähriger Notar veruntreute vier Millionen Euro. Ihn habe die Gier gepackt, gestand er vor Gericht, nachdem ihm ein Immobiliengeschäft viel Geld einbrachte.

Der Jurist auf der Anklagebank machte reinen Tisch. „Es hat mit dem Thema Gier zu tun“, sagte er mit Blick auf die letzten Jahre. Ein Immobiliengeschäft hatte ihm 1,8 Millionen Euro eingebracht. „Das stieg mir zu Kopf, ich erlag dem Größenwahn und der Selbstüberschätzung“, zeigte sich Gordon K. (42) am Mittwoch vor dem Landgericht äußerst selbstkritisch. Seit fünf Monaten ist er in Haft, weil er als Notar beziehungsweise Treuhänder binnen zwei Jahren rund vier Millionen Euro veruntreute.

Gordon K. war auf der Erfolgsspur. 1999 hatte er gemeinsam mit seiner Ehefrau eine Kanzlei. „Mein Stammgeschäft waren Immobilien“, sagte der Angeklagte. Er gründete ab 2004 diverse Grundstücksgesellschaften. Doch dann gab es eine Pleite mit einem Hotel in Weißensee. Der Käufer sprang ab, K. musste millionentief in die eigene Tasche greifen. Er nahm einen Kredit auf, allerdings bei zwielichtigen Geldgebern, die zehn Prozent Zinsen im Monat verlangten. „Dann kam auch noch die Bankenkrise, die Umsätze brachen ein, ich musste ein nächstes Darlehen aufnehmen.“

Erst stopfte er mit dem Darlehen die Löcher. Die aber wurden immer größer. Da ging er an die Gelder, die ihm Mandanten anvertraut hatten. Beträge, die ihm für die Sanierung einer Gesellschaft überwiesen worden waren, holte der damalige Treuhänder auf seine eigenen Konten und verwendete sie für seine Zwecke. „Ich wollte das Geld nur zur Überbrückung“, sagte der Angeklagte. Es kam, wie oft in schwierigen Situationen, vieles zusammen. „Es kriselte auch in der Ehe“, sagte der Jurist. Bei ihm habe sich abends oft ein „Fluchtreflex“ eingestellt. „Ich ging lieber in die Kneipe als nach Hause.“ Er trank dann viel und nahm Drogen.

Der Zufall eröffnete eine weitere Geldquelle, die der untreue Notar nutzte. Eine sterbenskranke Frau ohne Familie beauftragte ihn, der bis dahin mit Erbrecht nichts zu tun hatte, mit der Beurkundung ihres Testaments. Ihr Vermögen betrug mehr als fünf Millionen Euro. Bald beglich er wieder eigene Verbindlichkeiten. Das Finanzamt bekam beispielsweise 300 000 Euro, und vor allem die Geldverleiher, die ihm gedroht hatten, wurden bedient. „Es ist unvorstellbar, wie ich so viel Unsinn habe anstellen können“, fasste Gordon K. zusammen. Die Kanzlei ist zu, seine Zulassung zurückgegeben, seine Autos und Immobilien sind weg. Der Prozess geht am 21. November weiter.

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